30. März 2020

Tageslosung

Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?

Jeremia 8,4

Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Johannes 6,37

Das Klima wird rauer, die Leute werden ungeduldiger, die Fragen kritischer. Und auch mich überkommt die Versuchung, jetzt dazu endlich auch noch all das zu sagen, was schon immer mal gesagt werden müsste.

Also: Weshalb darf gerade jetzt und immer noch hemmungslos Gülle ausgebracht werden, wenn die doch die Atemwege angreift? (Wer nicht genau weiß, was gemeint ist, der mache in diesen Tagen einen Spaziergang in und um unseren Kurort Bad Westernkotten.)

Woraus man schließen kann: Ich habe eine neue Lieblingsseite in der Tageszeitung: Die mit den Leserbriefen. Ein tiefer Griff und Einblick ins Volksvermögen. Zumal wenn heute genau auf dieser Seite noch über Rentner geschimpft oder abgelästert wird, die es wagen, vor dem Kühlregal nach Alternativen bei der Wurst zu suchen.
Ich werde mich beim nächsten Einkauf wohl doch besser mit Sonnenbrille und Kopfhörern tarnen. Und hoffen, dass Menschen da lernfähig bleiben. Und barmherzig. Siehe auch die Tageslosung.

Die Zeitungen allerdings werden froh sein, in dieser Zeit solche Dinge drucken und damit auch ihre Seiten füllen zu können. Es sei ihnen nicht nur gegönnt, vielleicht hilft es auch ein bisschen, dies Medium zu erhalten, auf das ich nicht verzichten möchte.

Allerdings heißt das für mich auch, das eine zu tun, das andere aber nicht zu lassen. Die Zeitung und all die anderen Medien zu beachten, zugleich aber noch nach anderen und tieferen und nicht so tagesaktuellen Worten und Gedanken zu suchen.

Gestern Abend lief im Fernsehen eine Sendung zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin. Ein Satz hat sich mir eingeprägt:

Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.

29. März 2020

Tageslosung

Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.

Psalm 142,4

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis.

2. Korinther 1,3-4

Seit heute Nacht haben wir wieder Sommerzeit, aber eine entsprechende Stimmung will sich – noch – nicht einstellen. Denn nicht nur all die Fragen, Unsicherheiten, die Ängste und auch der langsam sich einstellende Überdruss im Blick auf die Virus-Krise schlagen aufs Gemüt, auch der Blick nach draußen zeigt viel Grau und Leere. Zu viel.

Ich werde dem jetzt einfach nicht nachgeben, zumindest will ich das versuchen. Denn wer immer mit dem Schlimmsten rechnet, den wird mindestens das Zweitschlimmste ereilen. Also rechne ich mit dem Besten, auch mit Unterstützung der Zusage oben.

Außerdem ist da noch die Erinnerung an gestern, als wir eine kleine Flucht nach Kallenhardt gewagt haben, und wenn ich mir das Bild anschaue, weiß ich, dass es so schlimm gar nicht sein kann. Dazu dann noch der Plan, heute Abend um 18.00 h wieder Musik zu machen, zwar immer noch auf Abstand, aber diesmal schon zu zweit mit der Nachbarin von Gegenüber: „We shall overcome“.

Also, der Tag kann kommen.

28. März 2020

Tageslosung

Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.

Psalm 147,11

Jesus spricht: Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Markus 3,35

Man soll Abstand halten in diesen Zeiten, und das aus gutem Grund. Mehr als 2 Personen sollen auch nicht zusammen unterwegs sein. Die einzige Ausnahme sind da wohl die Mitglieder der eigenen Familie.

Wo ist dann das Problem, wenn ich Menschen treffen und soziale Kontakte auch unter 1,50 Meter Abstand und mit mehreren Leuten pflegen möchte? Als Christin oder Christ ist das Leben also doch einfacher und schöner mit so viel Eltern und Geschwistern. Siehe oben.

Hoffen wir auf Gottes Güte, dass er uns nicht nur vor Hamsterkäufen bewahrt, sondern auch vor größeren und kleineren Tricks, die derzeitigen Regeln auszuhebeln. Und dass wir dabei trotzdem die Gemeinschaft auch in der Gemeinde weiter pflegen mit den Möglichkeiten, die uns bleiben.

Zugeben muss ich allerdings, dass wir schon überlegt hatten, unseren Hund namens Tasso gegen entsprechende Gebühr zu vermieten, um auch anderen – bei noch strengeren Regeln – den Gang in die Natur zu ermöglichen. Und deshalb ist er auch neben den blühenden Schlehen zu sehen.

27. März 2020

Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen? Ich, der HERR, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun.

Jeremia 17,9-10

Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge.

1.Johannes 3,19-20

Die Verlockung ist groß – oder zumindest da. Nämlich diese etwas schwerer zu lesenden Zeilen und Gedanken zum Anlass zu nehmen, doch etwas weiter auszuholen über all das, was ergründet und geprüft oder auch verbessert werden kann. Oder auch auf den neuesten Stand gebracht oder geputzt und aufpoliert werden müsste.

Die Verlockung ist da, denn heute ist Freitag, und Freitag ist bei uns aber nun Haus- und Hoftag und damit auch Putztag. Aber wenn man so wichtige Dinge zu erledigen hat wie ich mit diesem Blog …. Zumal meine Frau auch noch was von Fensterputzen gemurmelt hat.

Nein, ich entscheide mich für den Alltag, denn der muss geregelt sein und bleiben, weil das Leben auch Struktur braucht. Und sei es die der regelmäßigen Reinigung. Dazu – nicht zu vergessen – das Gießen. Das ist auch der Grund für das Bild, das unsere diversen Zucchini- und Tomatenpflanzen zeigt, die ich alle aus Samen gezogen habe.

26. März 2020

Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen.
Psalm 38,19

Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr, die niemanden reut.
2. Korinther 7,10

Fehlverhalten, Sünde und Schuld, Umkehr und Änderung, neben der Leidensgeschichte Jesu die Themen der Passionszeit.
Doch wenn ich auf einmal in Zeiten wie diesen von selbsternannten Unheilspropheten lese oder höre, der grassierende Virus sei eine Strafe Gottes, dann graust es mir. Vor solchen Leuten, die anscheinend ihren Sadismus kanalisieren müssen, und es graust mir auch vor diesem Gottesbild. So möchte ich ihn nicht sehen, und so ist er auch nicht. Selbst wenn uns manchmal mehr zugemutet wird, als wir verstehen und begreifen oder auch ertragen können.

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wird hier in Bad Westernkotten der Lobetag begangen, eine Prozession um und durch den Ort als Antwort oder auch Reaktion auf die große Pest, die damals fast die ganze Bevölkerung dahingerafft hat. Denn man sah die Pest als Strafe Gottes an, die Texte dazu aus dem Lobetagsbrief sind stellenweise und für unsere Ohren nur schwer anzuhören.

Zu einer der Stationen der Lobetagsprozession führt mich mein Weg fast jeden Morgen, der Josefslinde mit dem entsprechenden Bildstock. Genau dieser Bildstock (das Relief zeigt Josef mit Jesus auf dem Arm) aber korrigiert für mich das gerade angesprochene Gottesbild, weil er erzählt: Du bist und bleibst gehalten, und du kannst nicht tiefer fallen als in seinen Arm oder seine Hand. Auch jetzt.

Bleibt aber immer noch das Stichwort Umkehr und Änderung, gerade jetzt. Denn was wird diese Zeit aus uns machen? Oder was lassen wir aus uns machen?
Werden wir egoistischer oder sozialer und empfindsamer sein?
Werden wir wieder lernen, Leben zu schätzen und nicht zu fordern?
Wer wird profitieren? Etwa die, die jetzt schon am lautesten jammern?
Wird es danach ohne Bargeld weitergehen, wenn jetzt schon nach Möglichkeit mit Karte bezahlt werden muss?
Werden Kunst und Kultur sich in einer vielleicht folgenden Krise bei den Finanzierungen so weit hinten anstellen müssen, dass sie auf der Strecke bleiben?
Wird das der Anfang vom Ende der Populisten, die ja jetzt wirklich keine „Alternative“ anzubieten haben? Oder kommen der starke Mann und der starke Staat zurück? Siehe Herrn Orban und sein Ansatz in Ungarn.

Und, ich kann da ja doch nicht aus meiner Haut heraus, doch darum wenigstens ein neuer Abschnitt:
Wird es danach wieder Klopapier geben, oder macht diese Industrie dann Kurzarbeit bis 2050?
Wird es – ähnlich wie nach der Fußball-WM 2006 in neun Monaten einen Baby-Boom geben?