26. März 2020

Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen.
Psalm 38,19

Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr, die niemanden reut.
2. Korinther 7,10

Fehlverhalten, Sünde und Schuld, Umkehr und Änderung, neben der Leidensgeschichte Jesu die Themen der Passionszeit.
Doch wenn ich auf einmal in Zeiten wie diesen von selbsternannten Unheilspropheten lese oder höre, der grassierende Virus sei eine Strafe Gottes, dann graust es mir. Vor solchen Leuten, die anscheinend ihren Sadismus kanalisieren müssen, und es graust mir auch vor diesem Gottesbild. So möchte ich ihn nicht sehen, und so ist er auch nicht. Selbst wenn uns manchmal mehr zugemutet wird, als wir verstehen und begreifen oder auch ertragen können.

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wird hier in Bad Westernkotten der Lobetag begangen, eine Prozession um und durch den Ort als Antwort oder auch Reaktion auf die große Pest, die damals fast die ganze Bevölkerung dahingerafft hat. Denn man sah die Pest als Strafe Gottes an, die Texte dazu aus dem Lobetagsbrief sind stellenweise und für unsere Ohren nur schwer anzuhören.

Zu einer der Stationen der Lobetagsprozession führt mich mein Weg fast jeden Morgen, der Josefslinde mit dem entsprechenden Bildstock. Genau dieser Bildstock (das Relief zeigt Josef mit Jesus auf dem Arm) aber korrigiert für mich das gerade angesprochene Gottesbild, weil er erzählt: Du bist und bleibst gehalten, und du kannst nicht tiefer fallen als in seinen Arm oder seine Hand. Auch jetzt.

Bleibt aber immer noch das Stichwort Umkehr und Änderung, gerade jetzt. Denn was wird diese Zeit aus uns machen? Oder was lassen wir aus uns machen?
Werden wir egoistischer oder sozialer und empfindsamer sein?
Werden wir wieder lernen, Leben zu schätzen und nicht zu fordern?
Wer wird profitieren? Etwa die, die jetzt schon am lautesten jammern?
Wird es danach ohne Bargeld weitergehen, wenn jetzt schon nach Möglichkeit mit Karte bezahlt werden muss?
Werden Kunst und Kultur sich in einer vielleicht folgenden Krise bei den Finanzierungen so weit hinten anstellen müssen, dass sie auf der Strecke bleiben?
Wird das der Anfang vom Ende der Populisten, die ja jetzt wirklich keine „Alternative“ anzubieten haben? Oder kommen der starke Mann und der starke Staat zurück? Siehe Herrn Orban und sein Ansatz in Ungarn.

Und, ich kann da ja doch nicht aus meiner Haut heraus, doch darum wenigstens ein neuer Abschnitt:
Wird es danach wieder Klopapier geben, oder macht diese Industrie dann Kurzarbeit bis 2050?
Wird es – ähnlich wie nach der Fußball-WM 2006 in neun Monaten einen Baby-Boom geben?