17. April 2020

Tageslosung

Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen.

Psalm 71,3

Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich.

2. Timotheus 4,18

Immer noch möchte ich nicht derjenige sein, der Entscheidungen über das Verhalten Einzelner wie eines ganzen Landes in der Krise zu treffen hat. Aber alles lammfromm abnicken und hinnehmen, ohne es hinterfragen zu können oder zu dürfen, das ist es für mich auch nicht.
Warum dürfen beispielsweise Textilhäuser ihre Fläche nicht auf 800 qm Verkaufsfläche reduzieren, bei Einrichtungshäusern oder Autohäusern wird aber gar nicht mehr nach Größe gefragt?
Weshalb bekommen Menschen, die getestet worden sind, nur einen Bescheid, wenn dieser Test positiv ausgefallen ist? So kann man doch auch nicht mit Menschen umgehen.
Weshalb stehen 150 000 Krankenhausbetten leer herum und ein größerer Teil der Ärzte und Pflegekräfte hat nichts oder nur wenig zu tun?
Hat schon eine stillschweigende Selektion begonnen, wer leben darf oder sterben muss, wer behandelt wird und wer nicht? Heute morgen lese ich dazu, dass zur Zeit keine Krebsvorsorge stattfindet. Man brauche die Kapazitäten für Corona-Infizierte. „Triage“ ist das Fachwort dazu, die medizinische Entscheidung, wer vordringlich behandelt werden soll.
Und – zumindest heute die letzte Anfrage – wie ist das mit dem Seelenleben von Kindern, die auf der einen Seite in der Schule auf jeden Fall versetzt werden sollen, die man auf der anderen Seite aber aus ihrem sozialen Umfeld auf längere Dauer in die Einsamkeit und Isolation versetzt?

Die letzte Frage kommt nicht von ungefähr, denn gestern Abend waren in unserer Straße 2 Jungen im Grundschulalter dabei, mit größeren Mengen Kreide die Straße einzufärben. Dachte ich zuerst, warf dann aber doch einen Blick darauf.

Viel Farbe, ihre Namen, natürlich das Logo des BVB, wie es sich bei uns gehört, und dann läuft das Bild förmlich aus, nämlich in einen Schriftzug, der oben noch mal in groß zu sehen ist. Sogar richtig geschrieben. Ich habe mir gedacht: Recht haben sie, so ist es. Was macht das mit uns und unserem Leben? Und habe ich dem etwas entgegenzusetzen?

Für einen Text von Ben Chorin habe ich mich entschieden, geschrieben 1942:

Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?

Dass das Leben nicht verging,
Soviel Blut auch schreit,
Achtet dieses nicht gering,
In der trübsten Zeit.

Tausende zerstampft der Krieg,
Eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
Leicht im Winde weht.

Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?

Das sind tatsächlich Mandelblüten, die ich allerdings im letzten Frühjahr in der Pfalz aufgenommen habe. Ich finde aber, bei uns gibt es auch ganz schön viele Blicke und Dinge, die hoffen lassen. Vielleicht bekommen Sie ja heraus, was und wo das ist.