24. April 2020

Tageslosung

HERR, gedenke doch an deinen Bund mit uns und lass ihn nicht aufhören!

Jeremia 14,21

Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.

1. Korinther 1,9

Wenn mir in diesen Tagen eins gehörig auf den Senkel geht, dann sind es die sogenannten Verschwörungstheoretiker. Mit ihrer fürchterlich intensiven Art, mir mit Worten und Gesten auf die Pelle zu rücken und in mein Leben, meine Gefühle und meine Gedanken einzudringen zu wollen, schaffen sie es jedes Mal, dass ich gar nicht mehr hinhöre, was sie da zu sagen haben.
Nur an einer Stelle trifft es doch auf ein offenes Ohr bei mir, dann, wenn von Kapitalismus die Rede ist. Denn eines scheint jetzt schon klar: Wenn es in dieser Krise oder nach dieser Krise einen Gewinner geben sollte, dann ihn. Aber ist es würdig und recht, mit Geld Geld zu verdienen? Und das in solchen Mengen, dass mir dabei fast schwindlig wird.

Die Frechheit von Adidas habe ich in diesem Zusammenhang schon beklagt. Heute regt sich jemand im Leserbrief darüber auf, dass Adidas und deutsche Autobauer mit Milliardenkrediten aufgepäppelt werden sollen. Er oder sie regt sich zu Recht auf. Denn wo sind denn eigentlich die ganzen Milliardengewinne aus den Vorjahren geblieben?
Jeder Privathaushalt versucht, sich für andere Zeiten etwas zurückzulegen. Gewinne bei den genannten Betrieben wandern in die Taschen der Aktionäre. Und selbst wenn jetzt jeder von uns ein Auto vom Staat geschenkt bekäme, damit die arme Autoindustrie nicht abschmiert … . Ich glaube, ich würde als erstes eine Beule hineintreten.


Zumindest an der Stelle wünsche ich mir oft alttestamentliche Zeiten zurück. In den ersten Blättern der Bibel, kaum zu glauben aber wahr, ist ein Sabbat- oder Schuldenerlassjahr bestimmt oder gefordert. Alle sieben Jahre ein kompletter Schuldenerlass. In 3. Mose 25 nachzulesen, in diesem Zusammenhang geht es auch um ein Verbot, Zinsen zu erheben. Ich wüsste merzlich gern ein paar Gesichter, die ich bei solcher Regelung gern sehen würde.
Lieber Verse von Wilfried Schmickler dazu:

Die Gier

Was ist das für ein Tier, die Gier?
Es frisst an mir,
Es frisst in dir,
Will mehr und mehr
Und frisst uns leer.
Wo kommt das her,
Das Tier, und wer
Erschuf sie nur,
Die Kreatur?
Wo ist das finstre Höllenloch,
Aus dem die Teufelsbestie kroch,
Die sich allein dadurch vermehrt,
In dem sie dich und mich verzehrt?
Und wann fängt dieses Elend an,
Dass man genug nicht kriegen kann
Und plötzlich einfach so vergisst,
Dass man doch längst gesättigt ist
Und weiter frisst und frisst und frisst?

Und trifft dann so ein Nimmersatt
Auf jemanden, der etwas hat,
Was er nicht hat und gar nicht braucht,
Dann will er’s auch.
Wie? Das soll’s schon gewesen sein?
Nein, einer geht bestimmt noch rein!
Und überhaupt – da ist doch wer,
Der frisst tatsächlich noch viel mehr.
Und plötzlich sind sie dann zu zweit:
Die Gier und ihre Brut der Neid.
Das bringt mich noch einmal ins Grab,
Dass der was hat, das ich nicht hab,
Dass der wo ist, wo ich nicht bin,
Das will ich auch, da muss ich hin!
Warum denn der?
Warum nicht ich?
Was der für sich,
Will ich für mich!
Der lebt in Saus
Und lebt in Braus
Mit Frau und Hund und Geld und Haus
Und hängt den coolen Großkotz raus.
Wahrscheinlich alles auf Kredit,
Und unsereiner kommt nicht mit.
Der protzt und prahlt
Und strotzt und strahlt.
Wie der schon geht.
Wie der schon steht.
Wie der sich um sich selber dreht.
Und wie der aus dem Auto steigt
Und aller Welt den Hintern zeigt.
Blasierte Sau!
Und seine Frau
Ist ganz genau
So arrogant
Und degoutant!
Und diese Blagen,
Die es wagen
Die Nasen so unendlich hoch zu tragen!
Dann hört er aber auf, der Spaß! –

So kommt zu Neid und Gier der Hass
Und sind die erst einmal zu dritt,
Fehlt nur noch ein ganz kleiner Schritt,
Bis dass der Mensch komplett verroht
Und schlägt den anderen halbtot.
Und wenn ihr fragt:
Wer hat ihn bloß so weit gebracht?
Das hat allein die Gier gemacht!

23. April 2020

Tageslosung

Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht!

Jesaja 44,21

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

Hebräer 10,35

Ab und zu ist dieses Gefühl schon da, wenn ich in der Stadt bin, wenn ich das eine oder andere Geschäft aufsuche, und wenn ich dabei auf die anderen Leute achte. Dies Gefühl von Fremde, manchmal sogar mit einem Anflug von Feindseligkeit, der Eindruck für mich, da nicht so erwünscht zu sein, fast ist schon Heimatlosigkeit zu spüren. Und ich bemerke weiter an mir, dass ich dann froh bin, mich sogar freue, ins Auto steigen zu können, um in meine geschützten vier Wände zurückzukehren.
Wenn nur ich diese Eindrücke habe, na ja. Aber ich glaube und befürchte, damit bin ich nicht allein, im Gegenteil. Solch ein „Klima“ tut nicht gut, mir nicht und allen anderen auch nicht. Da bin ich dann ganz froh, nicht vergessen zu sein und immer noch Grund zum Vertrauen zu haben, Gott sei Dank, siehe oben.

Schließlich weiß ich immer weniger, wem ich in dieser Krise vertrauen kann oder soll. Nur ein Beispiel:
Da schauen wir vorgestern eine Nachrichtensendung des österreichischen Fernsehens. Ja, man sollte diesem Land auch mit etwas Vorsicht begegnen, nicht nur wegen des Herrn aus Braunau am Inn, der Verdrängung der eigenen braunen Vergangenheit in Österreich und auch wegen des Rechtsrucks zur Zeit. Man könnte auch skeptisch sein über die Art, wie in Ischgl mit dem Virus umgegangen wurde und auch darüber, dass jetzt plötzlich das Land wieder für den Tourismus geöffnet werden kann oder soll. Aber das alles kann ja mit finanziellen Interesse nichts zu tun haben, die meinen es bestimmt nur gut mit uns, als Einladung, sich in einem gesunden Land zu erholen.

Bei der Nachrichtensendung war ich stehengeblieben, denn es ist trotzdem gar nicht so schlecht, mal eine andere Art von Berichterstattung zu sehen, zumal dann, wenn man die strengen, wissenden und etwas arroganten Blicke der deutschen Moderatorinnen und Moderatoren nicht mehr so gut haben kann. Aber, jetzt endlich am Ziel der Einleitung, in dieser Sendung fiel der Satz: „Das Gegenteil von Freiheit heißt Gesundheit.“
Ich habe 2 Tage drauf rumgekaut, bis mir klar war, warum mir dieser Satz oder Vergleich nicht geschmeckt hat. Weil er Freiheit gleichsetzt nicht nur mit absoluter Bewegungsfreiheit, sondern, gerade in dieser Zeit, mit ungezügeltem Shoppen, mit Feiern und Festen im größeren Kreise, mit Urlaub und entsprechenden (Flug-) Reisen usw. usw..

Das ist nicht Freiheit, und das ist auch nicht die „Freiheit, die ich meine.“ Ein Zitat, der Titel eines Liedes. Und bevor sich jetzt jemand über den für heutige Ohren etwas kitschigen Text lustig macht, sollte man nicht vergessen, dass der Text von 1813 ist. Da klang das ganz anders. (Heute bald auch wieder? Hoffentlich nicht.) Der vollständige Text findet sich unten.
Aber gleich noch ein paar weitere Zitate:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
(Martin Luther)
„Solange wir die Freiheit haben zu träumen, träumen wir davon, die Freiheit zu haben.“ (Mauerinschrift aus Göttingen von 1968)
„Freedom is just another word for nothing left to loose.“ (Kris Kristofferson: Freiheit ist ein anderes Wort dafür, nichts zu verlieren zu haben.)
„Die Gedanken sind frei.“ Volkslied.
„Die Freiheit ist ein wundersames Tier,
und manche Menschen haben Angst vor ihr.“
(aus dem Lied „Die Freiheit“ von Georg Danzer, kompletter Text ebenfalls unten.)

Da ist oder da geht es um Freiheit, die wirklich wichtig ist und für die sich zu kämpfen lohnt. Aber das hat mit Gesundheit wenig zu tun, siehe TV-Zitat oben. Da ging es doch wohl eher um Einschränkungen oder Rücksichtnahme.

Eine kleine Bemerkung zum Schluss, zum Thema Freiheit und Worte und Begriffe in diesem Zusammenhang. Nachdenken und Geschichtswissen schaden da nicht, so wie bei dem Lied von 1813.
Ich erinnere mich noch, wie wir Anfang der 80er Jahre auf dem Campingplatz in Frankreich leicht skeptisch angeschaut wurden, wenn wir unsere nachgeschickte Zeitung abholten. DER PATRIOT. Und das noch in den immer noch üblichen Lettern. Der Titel stammt von 1848.
Aus der Zeit stammen auch die Farben „Schwarz-Rot-Gold“, da sollte man auch wissen, warum. Ich empfehle in diesem Zusammenhang einen Besuch in der Pfalz (siehe Bilder) im Hambacher Schloss, womit wir wieder bei der Freiheit wären.

Freiheit, die ich meine (Max von Schenkendorf)

1. Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine,
süßes Engelsbild!
Magst du nie dich zeigen
der bedrängten Welt?
|: führest deinen Reigen
nur am Sternenzelt? 😐

2. Auch bei grünen Bäumen
in dem lust´gen Wald,
unter Blütenträumen
ist dein Aufenthalt.
Ach! das ist ein Leben,
wenn es weht und klingt,
|: wenn ein stilles Weben
wonnig uns durchdringt. 😐

3. Wenn die Blätter rauschen
Süßen Freudengruß,
wenn wir Blicke tauschen,
Liebeswort und Kuss.
Aber immer wieder
nimmt das Herz den Lauf,
|: auf der Himmelsleiter
steigt die Sehnsucht auf. 😐

4. Aus den stillen Kreisen
kommt mein Hirtenkind,
will der Welt beweisen,
was es denkt und minnt.
Blüht ihm doch ein Garten,
reift ihm doch ein Feld
|: auch in jeder harten
steinerbauten Welt.

5. Wo sich Gottes Flamme
in ein Herz gesenkt,
das am alten Stamme
treu und liebend hängt;
wo sich Männer finden,
die für Ehr‘ und Recht
|: mutig sich verbinden,
weilt ein frei Geschlecht. 😐

6. Hinter dunklen Wällen,
hinter eh´rnem Tor
kann das Herz noch schwellen
zu dem Licht empor.
Für die Kirchenhallen,
für der Väter Gruft,
|: für die Liebsten fallen,
wenn die Freiheit ruft. 😐

7. Das ist rechtes Glühen
frisch und rosenrot:
Heldenwangen blühen
schöner auf im Tod.
Wolltest du uns lenken
Gottes Lieb‘ und Lust,
|: wolltest gern dich senken
in die deutsche Brust! 😐

8. Freiheit, die ich meine,
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine
süßes Engelsbild!
Freiheit, holdes Wesen,
gläubig, kühn und zart,
|: hast ja lang erlesen
dir die deutsche Art. 😐

Die Freiheit (Georg Danzer)

Vor ein paar Tagen ging ich in den Zoo
Die Sonne schien, mir war ums Herz so froh
Vor einem Käfig sah ich Leute stehn
Da ging ich hin, um mir das näher anzusehn
(Da ging ich hin, um mir das näher anzusehn)

Nicht Füttern stand auf einem großen Schild
Und bitte auch nicht reizen, da sehr wild
Erwachsene und Kinder schauten dumm
Und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm
(Und nur ein Wärter schaute grimmig und sehr stumm)

Ich fragte ihn, wie heißt denn dieses Tier?
Das ist die Freiheit, sagte er zu mir
Die gibt es jetzt so selten auf der Welt
Drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt
(Drum wird sie hier für wenig Geld zur Schau gestellt)

Ich schaute und ich sagte, lieber Herr
Ich sehe nichts, der Käfig ist doch leer
Das ist ja gerade, sagte er, der Gag
Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg
(Man sperrt sie ein und augenblicklich ist sie weg)

Die Freiheit ist ein wundersames Tier
Und manche Menschen haben Angst vor ihr
Doch hinter Gitterstäben geht sie ein
Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein.
Denn nur in Freiheit kann die Freiheit Freiheit sein…

22. April 2020

Tageslosung

Ich schwor dir‘s und schloss mit dir einen Bund, spricht Gott der HERR, und, du wurdest mein.

Hesekiel 16,8

Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.

Galater 3,26

Für den heutigen Tag könnte ich mir eigentlich mal einen Plan machen, um die vielfältigen Aufgaben und Aktivitäten zu koordinieren. Nicht, dass mir alles über den Kopf wächst bei den vielen Entscheidungen, die zu treffen sind..
Also, der tägliche Blog will geschrieben sein, ich muss ins Kornhaus, Pflanzerde holen (die preiswerte oder die teure?), ich muss gießen (morgens oder abends?), ich will ein paar Pflanzen umtopfen oder pikieren (zuerst die Rote Bete oder den Salat oder doch die Gurken?), Hundegang bei uns oder in Anröchte (ihn kann ich ja nicht fragen), Üben auf der Posaune ist angesagt (Klassik oder Swing?), die Überlegung, was gekocht wird (heute war doch fleischlos angesagt, oder nicht?), das Fernsehprogramm ist noch gar nicht studiert (das muss man gewissenhaft tun, da darf man sich doch nicht so ganz spontan entscheiden oder sogar rumzappen) …. oder habe ich jetzt noch was vergessen?

Ja, zwei Dinge habe ich vergessen. Zum einen habe ich vergessen, einfach zuzugeben, dass mir nicht immer was einfällt. Schade, dass das nur mir so geht. Aber ich tröste mich mit einem Vers von Robert Gernhardt, der dies Problem am Rande streift:
Ich leide an Versagensangst,
besonders, wenn ich dichte.
Und diese Angst, die machte mir
manch schönen Reim zuschanden.

Zum zweiten such ich in diesem Zusammenhang „Ur en kos dagbok“. Das ist ein ganz herrlicher schwedischer Kinderfilm von 1984 oder 1985 über die Langeweile und über Träume. Wir haben den früher ganz oft bei der Weihnachtsfeier des Kindergottesdienstes gezeigt, damals noch so richtig mit Projektor und Rattern des Filmes. Und ich suche den Film auf DVD und auf Deutsch, auch wenn ich dem schwedischen Titel nicht widerstehen konnte.
Wer ihn auf Schwedisch sehen möchte, hier der Link und noch ein Bild dazu:

21. April 2020

Tageslosung

Sie zogen Daniel aus der Grube heraus, und man fand keine Verletzung an ihm; denn er hatte seinem Gott vertraut.
Daniel 6,24

Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!
1. Korinther 16,13

Manche Texte, Filme oder andere Beiträge, die einem derzeit zugespielt werden, erwecken den Eindruck, als seien Kontaktbeschränkungen und Quarantäne eine Folterkammer, ähnlich der Löwengrube, in die man Daniel damals gesteckt hat.

Da kursiert beispielsweise ein Film im Netz, in dem ein junger Mann mit ganz freundlichem und sanftem Tonfall und fast schon schmeichelnd davon erzählt, wie wunderschön das zu Hause sei, allein bzw. zu zweit. Das hört man. Zugleich aber sieht man, wie er sich große Zettel vor den Bauch hält, auf denen er seinen schrecklichen Zustand – mit ihr allein – beklagt. Der letzte Zettel enthält dann nur noch ein Wort: Hiiiilfe!
Ein anderer Film zeigt eine jüngere Frau, dabei hört man eine Stimme aus dem Off.
“ Frau …. , Sie haben nun Corona und müssen in Quarantäne. Sie haben zwei Möglichkeiten. Möglichkeit A: Sie gehen mit ihrem Mann und den Kindern in Quarantäne. Möglichkeit B:“
Antwort der Frau: „B. Ich nehme B.“

(Kleine Anmerkung, die ich mir nicht verkneifen kann: Der „Gag“ ist uralt und stammt wohl aus der TV-Serie „Eine schrecklich nette Familie.“ Zweite Anmerkung: Wer das noch weiß gehört schon fast zur Risikogruppe.)

Ich bezweifle, dass das alles wirklich so schrecklich ist. Die Polizei jedenfalls hat im Zuge der Krise viele Beamte unter anderem aus dem Urlaub in Dienstbereitschaft versetzt, weil eben auch ein Anstieg an häuslicher Gewalt befürchtet wurde. Meines Wissens sind die noch nicht für diese Aufgabe gebraucht worden.
Und außerdem ist dieser ganze Themenkomplex ist nicht neu, die Literatur ist voll davon, auch die Literatur älteren Datums. Nur ein Bespiel dazu, ein Gedicht von Robert Gernhardt. Wenn man den liest, dann kommt angesichts der Fülle von abgeplatteten Gags ja doch so etwas auf wie Nostalgie. Auch wenn wir da schon wieder bei der Risikogruppe sind.

Ein Sonntagnachmittag bei Strindbergs

Wahnsinn, Schreie, wildes Fluchen:
„August, da ist Gift im Kuchen!“

Irrsinn, Funkeln, Widerworte:
„Harriet, iß jetzt deine Torte!“

Keuchen, Stöhnen, hartes Zischen:
„August, dich wird’s auch erwischen!“

Schrecken, Schwanken, grelles Lachen:
„Harriet, halt! Sonst sinkt der Nachen!“

Wellen, Spritzen, wirre Stimmen:
„August, tritt mich nicht beim Schwimmen!“

Gurgeln, Schnappen, heis’res Beten:
„Harriet, du hast mich getreten!“

Aufschaun, Aufstehn, bleiche Rufer:
„Schaut, da ringt ein Paar am Ufer!“

Stutzen, Setzen, leises Lachen:
„Ach, die Strindbergs! Weitermachen!“


Nach diesen beiden Bildern aus dem Pöppelsche-Tal doch noch einmal zurück zu Daniel. Bei ihm ist die Geschichte ja nun gut ausgegangen. Mehr noch, danach ging es erst richtig aufwärts.
Die Frage, wie es ausgeht, ist bei uns noch nicht zu beantworten. Die einen tippen auf steil ansteigende Scheidungsraten, die anderen auf einen Babyboom. Ich beschränke mich darauf, nach den Kindern und Jugendlichen zu fragen in der Hoffnung, dass sie ohne Kratzer und Schäden an Leib, Gemüt und Seele diese Zeit überstehen.

20. April 2020

Tageslosung

Der HERR sprach: Dazu habe ich Abraham auserkoren, dass er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, dass sie des HERRN Wege halten und tun, was recht und gut ist.

1. Mose 18,19

Befreit von der Sünde und in den Dienst Gottes gestellt, habt ihr die Frucht, die Heiligung schafft, und als Ziel ewiges Leben.

Römer 6,22

Aus 1. Mose 18 ist die heutige Tageslosung, bei der man eigentlich nur nicken kann, denn das entspricht auch unserem Bild von Abraham.
Drei Kapitel weiter, 1. Mose 21, wird ein neues Kapitel aufgeschlagen, und das geht einem nicht so glatt runter: Abraham schickt seine Magd Hagar, mit der er einen gemeinsamen Sohn namens Ismael hat, in die Wüste. Die Eifersucht seiner Frau Sarah scheint der Grund zu sein. Sie erträgt es nicht, dass es da einen erstgeborenen Sohn gibt, eben diesen Ismael, der ihrem Isaak auch noch überlegen zu sein scheint.
Gott lässt Hagar und Ismael nicht in der Wüste umkommen, man kann es noch im selben Kapitel nachlesen. Und dort findet sich auch ein Hinweis, wie Ismaels Leben weiterging.
Da aber die Araber Ismael als ihren Urahn ansehen, haben Juden, Muslime und Christen in Abraham den gleichen Stammvater, den gleichen Ursprung also. Diesen gemeinsamen Stamm oder die gemeinsame Wurzel zu betonen ist mir insbesondere heute sehr wichtig, denn ich kann mich noch gut daran erinnern, mit welchem Zungenschlag des 20. April in den 50er Jahren gedacht wurde. Und manchmal leider Gottes auch heute noch.
Nicht vergessen will ich dabei aber auch die Frage, warum die drei großen Weltreligionen dann nicht besser miteinander umgehen.

Ansonsten wird die Natur zwar mit jedem Tag grüner und bunter, das Leben in Einschränkung aber nicht. Was bleibt sind kleine Fluchten, allerdings nicht zu Ikea, aus dem Alter bin ich raus.
Musik ist so ein kleiner Ausweg, Sonntag um 18.00 h vor dem Haus, und das nicht nur bei uns. Oder Spaziergänge, wobei man bemerken muss, dass vor allem unser Hund von der jetzigen Art zu leben profitiert.
Allerdings soll man ja vorsichtig sein wegen der Kontaktsperre. Es werden schon die ersten Horrorgeschichten erzählt von zwei Paaren, die sich durch Zufall in der Natur beim Spaziergang begegnet sind, dann aber stehengeblieben sind und sich unterhalten haben. Sofort sei „Das Ordnungsamt“ aufgetaucht und habe eine Strafe von 200 € pro Person ausgesprochen. Mein Eindruck ist allerdings, dass das so Geschichten sind, wo einer einen kennt, und der hat einen Cousin und dessen Halbschwester hat ihren Schwager getroffen, dessen Hausarzt einen Patienten hatte, der ….. Vielleicht erinnert sich da er eine oder die andere noch an die Geschichte, wo die im Italienurlaub verstorbene Oma im Zelt auf dem Dachgepäckträger nach Hause transportiert werden sollte, und wo dann Auto samt Oma gestohlen wurde. Es gab ein Buch mit all solchen Geschichten: Die Spinne in der Yucca-Palme. Es ist auch heute noch sehr amüsant zu lesen.
Aber auch das Internet reagiert schon auf solche Geschichten.

Ich habe noch mal etwas von Kurt Marti dazu herausgesucht, auch zu der mit dem heutigen Tag verbundenen Frage danach, wie weit Gehorsam gehen darf:

betrauern wir diesen mann
nicht weil er gestorben ist
betrauern wir diesen mann
weil er niemals wagte
glücklich zu sein

betrauern wir diesen mann
der nichts war als arbeit und pflicht
betrauern wir diesen mann
weil er immer getan hat
was man von ihm verlangte

betrauern wir diesen mann
der nie mit der faust auf den tisch schlug
betrauern wir diesen mann
weil er nie auf das urteil anderer pfiff
und einfach tat was ihm passte

betrauern wir diesen mann
der fehlerfrei funktionierte
betrauern wir diesen mann
weil er streit und frauen vermied
und heute von allen gerühmt wird

betrauern wir diesen mann
nicht weil er gestorben ist
betrauern wir diesen mann
weil er war wie auch wir sind
betrauern wir uns