29. April 2020

Tageslosung

Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.

Prediger 9,10

Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.

Römer 12,11

„Ja lieber Gott“, so möchte man manchmal sagen, „ich würde ja gerne was tun Und am besten sofort. Was getan ist, ist getan und erledigt. Aber im Augenblick geht doch nichts.“ Oder auch: „Ich würde, wenn ich wüsste, wie es wäre, wenn ich´s täte.“ Nein, wir sind fast zur Untätigkeit verdammt, und was für viele anfangs noch angenehme freie Zeit gewesen sein mag, macht ihnen inzwischen immer mehr Sorgen und Gedanken.

Aber es gibt eben so Jahre, die sich einem ins Gedächtnis einbrennen. 34 Jahre ist das nun her, 1986 war das. Da haben wir am 1. Mai unsere traditionelle Maiwanderung gemacht. Mit allen Freundinnen und Freunden von außerhalb, natürlich mit einer ganzen Reihe von Kindern dabei und mit dem Abschluss bei uns im Pfarrgarten bei Maibock und Gegrilltem. Herrlich, so den ganzen Tag mit lieben Leuten an der frischen Luft sein zu können.
Ein paar Tage später die Hiobsbotschaft: In Tschernobyl ist, am 26. April schon, ein Atomkraftwerk „in die Luft gegangen“. Die Folge waren nicht nur verseuchte Luft und verseuchter Boden, so dass Gemüse vernichtet werden musste. Die Folge war auch, dass man Kinder nicht mehr zum Spielen nach draußen lassen sollte. Das erklär denen mal einer. Die Risiko-Personen unter uns werden sich noch gut daran erinnern.
Und als ein paar Tage später unser älterer Sohn mit einer kahlen Stelle am Kopf aus der Schule nach Hause kam, da wurde uns noch mal ganz anders. Die fehlenden Haare stellten sich dann, in diesem Fall glücklicherweise, als Folge einer Auseinandersetzung unter Jungen heraus. Aber mit den Folgen des Reaktorunglücks hatten wir lange zu tun, vielleicht sogar noch heute, ohne dass wir es ahnen.

Danach sind wir wieder regelmäßig in den Mai gewandert, bei allen Beteiligten ist das inzwischen ein fester Termin, den sie nicht missen möchten, auf den sie sich freuen wie wir uns auch auf die Gäste freuen. Aber, Sie wissen es schon, in diesem Jahr fällt alles aus. Schon vor Wochen habe ich den Termin absagen müssen.
Wir werden das nachholen, ganz sicher. Nur wann das sein kann oder wird, da gebe ich doch lieber keine Prognose ab. Prognosen sind sowieso nicht meine Stärke. Jeden Samstag liege ich mit meinen Lottozahlen daneben.

Bei allem aber sind wir sehr froh, dass wir in diesem Jahr doch noch eine Reise machen konnten, eine Wunschreise, aus der dann eine Traumreise geworden ist, von der wir noch lange zehren. Und wo uns dann eben die Bilder aus Costa Rica zeigen, wie schön die Natur sein kann. So wie bei uns hoffentlich auch bald wieder draußen und mit Freunden zu erleben.

28. April 2020

Tageslosung

So richtet nun euer Herz und euren Sinn darauf, den HERRN, euren Gott, zu suchen.

1. Chronik 22,19

Lauft so, dass ihr den Siegespreis erlangt.

1. Korinther 9,24

Wenn der Siegespreis etwas damit zu tun hat, ein erfülltes und zufriedenes Leben zu haben, mit Gott und der Welt und sich selbst im Reinen zu sein, dann lasst ihn uns um Gottes Willen nicht aus den Augen verlieren. Denn nach meinem Empfinden werden die Siegespreise heute, also das, was einen aufmerken lässt und zugleich dem Leben etwas Inhalt gibt, immer kleiner und bescheidener.
Das Thema Klopapier haben wir in der Beziehung ja nun durch, obwohl ich ja gern noch erzählt hätte, dass wir bei unseren Besuchen in Siebenbürgen/Rumänien bei der Partnergemeinde dort auf dem kleinen Häuschen im Hof immer die Seiten des Neukirchener Kalender vorfanden, den wir vorher oft mit viel Mühe dorthin gebracht hatten, manchmal als Schmuggelware, manchmal durch Bestechung am Zoll. Schnee von gestern.
Aber, wie schon bemerkt, heute läuft das Leben immer noch auf Sparflamme oder eben kleingekocht. Womit ich die Überleitung geschafft hätte zum Thema Essen und Trinken usw…

Vorgestern, am Sonntag, startete der Alte Kornspeicher an der Kurpromenade einen Versuch: Mahlzeiten to go. Essen zum Mitnehmen. Im Angebot waren Erbsensuppe, Currywust und drei Variationen Flammkuchen. Alles sehr lecker übrigens und die Flammkuchen auch toll und reichlich belegt.
Wir bestellten Flammkuchen, und während wir warteten, kam ein Mann und bestellte eine Erbsensuppe. Er bekam sie auch, in Form einer Wurst, wie man es aus der Kühlung im Supermarkt kennt. Leichtes Unverständnis bei dem Mann: Wie soll ich das essen, wenn das erstens kalt ist und ich zweitens weder Gefäß noch Besteck habe? Nur als Anmerkung: Ich habe auf den Hinweis verzichtet, er könne es ja erst zum Aufwärmen in die Sonne legen und dann die Suppe durch ein kleineres Loch zutzeln, so wie Weißwurst, oder rausschlürfen. Aber selbst die Wurst hätte er zum Anwärmen auf die die Erde legen müssen, die Bänke waren ja alle gesperrt. Er nahm dann eine Currywurst, da gab es eine Holzgabel dazu.
Der Mann erzählte, er sei aus Dortmund gekommen, um seine Frau in der Klinik zu besuchen, in die er ja aus der Gründen der Quarantäne nicht hineindürfe. Seine Frau dürfte aber raus (? Gibt das dann Sinn?), und so seien sie am Samstag in Lippstadt gewesen. Lippstadt aber sei doch viel schöner und angenehmer als Bad Westernkotten. Denn, und das war das Hauptargument, dort gäbe es am Rathaus eine öffentliche Toilette.
Und ich konnte nicht mal mehr drüber lachen oder spotten. Was in diesen Zeiten alles wichtig wird und Bedeutung erlangt. Oder worüber man sich freuen kann fast wie über einen Siegespreis. Falls das jemand von den Verantwortlichen in Bad Westernkotten liest …

Der Alte Kornspeicher soll am Sonntag einen ziemlich mickrigen Umsatz gemacht haben, so dass es fraglich ist, ob es noch mal versucht wird. Aber wenn, liebe Leute, dann unterstützt das, und die anderen, die so was versuchen, auch. Und macht einen kürzeren oder längeren Gang durch den Kurpark. Der ist nämlich richtig schön, auch wenn die Geräte derzeit leider gesperrt sind. Aber das dient an den Gradierwerken oder Salinen nicht nur der Gesundheit, das trainiert auch für die Zeit, wenn der Möhneturm (siehe Bild) wieder geöffnet ist.

27. April 2020

Tageslosung

Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN.

1. Mose 3,8

Ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!

Römer 8,15

Jetzt verstecken wir uns auch, zwar aus anderen Gründen als Adam und Eva im Garten Eden, aber ab heute ist in bestimmten Bereichen die Gesichtsmaske Pflicht. Oder soll ich sagen: Willkommen beim Maskenball? Oder fragen: Wenn ich in die Bank gehe, um Geld zu holen, muss ich dann eine Maske tragen? Und wenn ja, mit wie viel Jahren Gefängnis habe ich zu rechnen? Als ich jedenfalls gestern das letzte Mal ohne Maske zum Einkaufen war, war mir etwas wehmütig zumute.
Ich vermute zwar immer noch, dass es bei den Gesichtsmasken weniger um Schutz geht, sondern dass sie an den Ernst der Lage erinnern sollen, auf dass man sich entsprechend verhält, aber dann ist es eben so.
Und wer noch keine hat: Die Zeitungen bieten seitenweise Anleitungen zum Selbernähen, da kann man sich modisch verwirklichen. Vorsicht allerdings beim Auftragen von Lippenstift, so gesehen im Markt in Lippstadt. Das färbt ab, schmiert und macht die Maske nicht schöner und die Dame nicht attraktiver. (Leider kein Foto vorhanden.)
Oder man macht einen Ausflug nach Lipperbruch. Dort auf dem alten Kasernengelände soll es einen Automaten mit Masken geben. Von 1,50€ bis 15,00€, in einfach, als FFP2 und als FFP3 Maske.

Und fahren Sie lieber dorthin, machen sie es nicht so, wie die ganzen Langweiler mitsamt ihren Schneeziegen, die gestern mit ihren – teils offenen – Karossen durch den Wald zwischen Anröchte und Effeln getourt sind. Autokennzeichen von München bis Nordfriesland waren da zu sehen. Da ahnte ich wieder, wozu die Spitze meines Wanderstocks noch gut sein kann. Das musste ich jetzt einfach mal loswerden.

Bei uns auf der Straße waren Start und Ziel eines Marathons, da muss ja jetzt jeder allein laufen, die Pulsuhr sendet die Daten an eine Zentrale, und die Medaille kommt dann per Post. Besser als nichts, und dem Nachbarn hat es Spaß gemacht.

Und das Spielen um 18.00 h vor der Haustür hat uns auch Spaß gemacht. Es kommen doch eine ganze Menge Leute mittlerweile zusammen. Ich überlege allerdings, damit aufzuhören, falls es mir tatsächlich gelingen sollte, einmal fehlerfrei zu spielen.

Als letztes noch eine Beobachtung zum Telefonverhalten vieler Familien. Es kommt mir nicht unbekannt vor.

26. April 2020

Tageslosung

Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir.

Jona 2,3

Da kam einer von den Vorstehern der Synagoge, mit Namen Jaïrus. Und als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; komm und lege ihr die Hände auf, dass sie gesund werde und lebe. Und er ging hin mit ihm.

Markus 5,22-24

Für heute sind es wirklich nur Notizen, die ich schreiben kann. Was passiert auch schon? So langsam befürchte ich, mein Gespür für Zeiten und Tage zu verlieren. Ist heute Mittwoch? Oder Freitag? Und auch das Wochenend-Gefühl will sich nicht so richtig einstellen. Es passiert ja an den anderen Tagen auch viel weniger bis nichts.
Heute morgen ist eine Ausnahme, denn ich werde gleich mal wieder zur Kirche fahren, das aber mit etwas wehmütigen Gedanken.
Der eine Grund dafür ist ein Satz meiner Mutter: „Heute ist der Sonntag des Guten Hirten.“ Als Kind hat mir das nichts gesagt, da waren doch Weihnachten und Ostern viel wichtigere Ereignisse im Kirchenjahr. Doch wenn ich allein bedenke, an wie vielen Särgen ich die Worte aus Psalm 23 gesprochen habe … Oder an Kranken- und Sterbebetten, wo oft genug und wider Erwarten dann diese Worte mitgesprochen wurden: Der Herr ist mein Hirte!
Jede Konfirmandin und jeder Konfirmand hat das bei mir auswendig lernen und aufsagen müssen, und es tut mir heute noch nicht leid, dass ich ihnen das „zugemutet“ habe. Im Gegenteil. Haben Sie sich heute schon gefragt, ob Sie den Psalm noch aufsagen können?

Der zweite Grund meiner Wehmut beim heutigen Kirchgang hängt damit zusammen. „Misericordias Domini“, der Sonntag des guten Hirten, war immer unser Konfirmationssonntag. Was war da los, vom Kirchenschmücken am Freitag über das Abendmahl am Samstag mit Emmaus bis hin zum Festgottesdienst am Sonntag, nicht zu vergessen das Aufräumen am Montag? (Pflichtveranstaltung zur Konfirmation. Kleiner Trick, damit die Kinder an dem Montag nicht in die Schule mussten.) Und heute erwartet mich eine leere Kirche. Ich freue mich trotzdem drauf. Und denke an das Bild, das ich gestern Abend noch aufgenommen habe, und das mich darin bestärkt, dass noch nicht aller Tage Abend ist, und dass noch nicht alles Leben erstickt ist.

25. April 2020

Tageslosung

Der HERR wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter gefreut hat.

5. Mose 30,9

Jesus spricht: Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe. Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.

Johannes 15,10-11

Was vollkommene Freude ist, ist schwer zu sagen, denn sicher wird das auch individuell unterschiedlich gesehen und empfunden. Eine Art von vollkommener oder auch fast vollkommener Freude ist in diesen Tagen aber überall zu beobachten. Und zu hören. Nämlich dann, wenn sich Menschen treffen, oft genug rein zufällig, auf dem Parkplatz, auf der Straße, am Gartenzaun, beim Spaziergang, wo auch immer.
Wo man sonst mit einem kurzen Gruß oder einer kurzen Bemerkung aneinander vorbeiging, da wird jetzt erstmal stehengeblieben. Und dann wird geredet, gesprochen, getratscht, gemeckert, gescherzt. Aber so was von. Und fast ohne Ende. Gut so und mehr als das.

Die meisten kennen das Experiment, das dem Staufenkaiser Friedrich dem zweiten zugeschrieben wird.
Der Kaiser wollte die ursprüngliche Sprache der Menschheit herausfinden. Deshalb ließ er einige neugeborene Kinder ihren Müttern wegnehmen und an Pflegerinnen und Ammen übergeben. Sie sollten den Kindern alles geben, was sie zum Leben brauchten, aber sie durften keinesfalls mit ihnen sprechen. Und Streicheleinheiten, wie man heute sagt, waren auch nicht erlaubt. Er wollte nämlich untersuchen, ob sie nach ihrem Heranwachsen die hebräische Sprache sprächen, die älteste, oder die griechische oder die lateinische oder die arabische oder aber die Sprache ihrer Eltern, die sie hervorgebracht hätten. Aber er mühte sich umsonst, weil alle Kinder starben …

Ohne Sprache, ohne Kommunikation, ohne angesprochen zu werden, gehen wir ein. Also, nehmen wir wenigstens jetzt jede Chance wahr, uns das und damit uns am Leben zu erhalten, selbst wenn es keine Worte und Gedanken für die Ewigkeit sind, die wir da austauschen.
Blieben noch die oben angesprochenen Streicheleinheiten. Als mir ein Vater erzählte, seine Kinder wollten nicht mehr zu Oma und Opa, weil sie diese ja nicht mehr in den Arm nehmen dürften, hat mich das mehr als nur nachdenklich gemacht, eigentlich schon traurig. Und wie geht es dann erst denen, deren Enkel unerreichbar weit weg wohnen?

Und so freue ich mich über die vielen Plappermäuler, nicht zu vergessen die, die so eine Art Telefondienst versehen zu denen, die nicht raus können oder rausdürfen. Manche Kinder sind da sehr streng mit ihren Eltern.
Und ich ärgere mich über die – meist sind sie es – jungen Mütter, die den Kinderwagen mit einer Hand schieben, die andere Hand am Smartphone haben, und das Kind guckt in die Luft. Oder in die Röhre. Kaiser Friedrich lässt grüßen.

Ein Bild muss ich heute noch hier bringen, denn vor jemandem, der als gelernter Werkzeugmacher über den zweiten Bildungsweg dann letztlich im Ministeramt für Arbeit gelandet ist, sich das auch wirklich erarbeitet hat und wusste, wovon er redete und worüber er zu entscheiden hatte, und der das dann auch auf einfache, freundliche und oft genug auch humorvolle Art vermitteln konnte, vor so jemandem habe ich hohen Respekt. Zumal in Zeiten, wo man sogar schon ohne Ausbildung Kanzler werden kann, jedenfalls im Nachbarland.

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