28. Mai 2020

Tageslosung

Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.

Psalm 25,16

Der Kranke antwortete Jesus: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!

Johannes 5,7-8

Der Kranke am Teich Bethesda war das Thema meiner Examenspredigt. Es geht da aber weniger um Einsamkeit. Es geht um einen Kranken und Gelähmten, der jahrelang auf das Wasser dieses Teiches starrt. Wenn es sich bewegt, so heißt es, heilt es den ersten, der ins Wasser kommt. Und er ist chancenlos, nicht zuletzt wegen seiner Behinderung.
Er hat aber auch einen Tunnelblick, so habe ich das damals gedeutet. Denn als Jesus ihn fragt, ob er gesund werden will, da starrt er nur weiter auf das Wasser: „Ich habe niemanden, der mich hineinträgt.“ Die Hilfe oder Rettung neben ihm, die so nah ist, nimmt er gar nicht wahr. Und erst, als Jesus ihn zu seinem „Glück zwingt“, bricht er aus der Enge des Tunnelblicks aus – und wird gesund. Sie alle kennen den weiteren Gang der Geschichte, die damit zugleich eine Aufforderung ist, immer über den Tellerrand zu schauen und die Hoffnung auf Hilfe, Rettung und Heil nicht aufzugeben.
Ach ja, ich habe damals eine 2 für die Examenspredigt bekommen, da war ich sogar ein bisschen stolz.

Es gibt Hilfe natürlich auch für die, die im ersten Vers angesprochen sind, auch wenn gerade sie zu den großen Verlierern unserer Zeit und der Corona-Krise gehören. Ich habe sie schon ein paar Mal in diesem Blog erwähnt, sie kennen meine Einstellung dazu, dass man sie nach meinem Verständnis zu schnell an die Seite geschoben hat.
Jetzt weiß ich, meckern kann jeder. Davon lebt ja zum Teil auch das, was bei uns vom Kabarett übriggeblieben ist. Meckern und Kritisieren ist aber auch einfach. Schwerer ist es, positive Akzente zu setzen und Möglichkeiten und Ziele aufzuzeigen.
So frage ich heute einfach nur danach, wie es denn sein oder werden sollte, danach, wie ich mir ein Ende von Elend und Einsamkeit vorstelle. Wie ein Fest stelle ich mir das vor, das ich mit einem Foto beschreiben will. Das Bild, das da gezeigt wird, stand in einer Galerie in Münster zum Verkauf. Hoffentlich immer noch, denn es stimmt mich einfach fröhlich. Und ich kann mir auch immer noch gut vorstellen, es an der einen oder anderen Wand in unserem Haus zu sehen. Es könnte ja die Belohnung werden, wenn die Krise vorbei ist.