12. Mai 2020

Tageslosung

Der HERR sprach zu Salomo: Bitte, was ich dir geben soll! Salomo sprach: Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist.

1. Könige 3,5.9

Paulus schreibt: Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei.

Philipper 1,9-10

Lass es auf unsere Medien regnen, Herr, Weisheit und die Fähigkeit, das zu sehen und zu berichten, was wirklich wichtig ist.
Wer mich kennt, der weiß: ich habe mich gestern geärgert. Ich habe mich geärgert über unsere Medien und ihre Berichterstattung über die Demos gegen die Einschränkungen. Und ich habe mich geärgert über den großen Raum, den das eingenommen hat. Muss man oder muss das Fernsehen wirklich jeden Spinner, jeden politischen Wirrkopf und jeden Radikalen in Großaufnahme bringen, dazu noch lang und breit und ausgiebig ihr Gebrüll und ihre Sprüche so richtig öffentlich machen?
Ich finde, nein, denn dann macht man sie doch erst wirklich interessant und wichtig und groß, so ähnlich, wie das meines Erachtens auch mit der AFD passiert ist. Wolf Biermann fällt mir dazu ein: „Was verboten ist, das macht uns gerade scharf.“ Oder für weniger anspruchsvolle Gemüter: „Wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben.“
Berichterstattung ja, Warnung und Enttarnung auch, es sollte immer noch das Wichtigste und Beste im Vordergrund stehen. Und das sind diese Leute auf diesen Demos für mich nicht. Und wenn sie kein Forum mehr hätten oder die Medien sie hängen ließen wie den berühmten Schluck Wasser in der Linkskurve …. ?

Ich bin in diesem Zusammenhang – noch einmal – auf den Begriff „Angstlust“ gestoßen. Nach einer im Internet gefundenen Definition ist das eine zwiespältige Gefühlslage, bei der aus einer bedrückenden Angstphase selbst oder aus ihrem erfolgreichen Überstehen und Bewältigen ein lustvolles Erlebnis erwächst.

Allerdings beobachte ich schon, dass es oft gar nicht mehr um eigene Angst oder Trauer oder Bedrohung des Lebens geht, sondern um die Betrachtung der fremden Angst, des fremden Leids oder der fremden Katastrophe. Zumindest so mancher Ansturm mit Teddybären, Blumen und Kerzen auf Orte des Unglücks lässt mich auf solche Gedanken kommen. Die sind doch nicht alle wirklich so betroffen? Oder wollen sie nur – auf Distanz – endlich mal an was teilhaben, was ihnen Gott sei Dank versagt geblieben ist? Um so in dieser Art von Voyerismus die Katastrophe oder das Böse  einerseits auf Distanz zu erleben, ohne andererseits davon wirklich betroffen zu sein, um allein durch das Anschauen (oder doch Angaffen?) die Lust der Bewältigung zu erfahren. Achterbahn oder Geisterbahn reicht anscheinend heute nicht mehr aus. Aber die Medien bedienen das ja gern.
Allerdings, ähnliches findet sich schon in der Antike. Die griechische Tragödie sollte nach Aristoteles Furcht und Mitleid erregen, um zu einer Reinigung der Emotionen zu gelangen.
Wenn es das mal heute wäre.

Vielleicht ist mir deshalb zu Weisheit und Klugheit Psalm 36,6 eingefallen: „HERR, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen.“ Der Himmel reicht weiter als unser Horizont.