2. April 2020

Tageslosung

Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und noch jetzt verkündige ich deine Wunder.

Psalm 71,17

Simeon nahm das Kind Jesus auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.

Lukas 2,28-30

Sein ganzes Leben lang hatte Simeon auf diesen Moment gewartet, endlich zu erfahren und zu spüren: Gott lässt die Welt nicht im Stich. Er hielt und er hält, was er verspricht.
Ich bin nicht so gut im katholischen Heiligenkalender, aber wenn es schon wieder darum geht, Fristen zu setzen oder zu erfahren, wann das Leben wieder gelockerter oder auch ganz normal weitergehen kann, dann wäre Simeon ein gutes Beispiel. Und mein Favorit bei der Wahl zum Heiligen für Geduld und Beharrlichkeit.

Ich warte ja auch schon – zugegeben, schlechte Überleitung – lange auf eine Antwort auf die Frage, welcher Region wir hier eigentlich angehören. Ostwestfalen oder Paderborner Land sind wir nicht mehr, Sauerland noch nicht. Zum Münsterland gehören wir auch nicht, und jemand aus dem Altkreis Lippstadt stammt ja nicht aus der Soester Börde. Das geht gar nicht.
Dumm ist nur, dass der WDR seinen Regionalsendern im Radio wie im Fernsehen bestimmte Regionen zugeordnet hat. Demnach gehören wir hier zu Siegen. Ganz schön weit weg. Also habe ich mich als alter Bielefelder bei den Regionalnachrichten für OWL entschieden, nicht zuletzt auch wegen Arminia.

Genau aus dieser Region erreicht mich heute morgen per Radio aber ein durch die Krise bedingter Hilferuf: Die lokalen Brauereien haben Absatzprobleme. Keine Schützen- und andere Feste, kein öffentlicher Ausschank, da droht das bereits gebraute Bier in den Kesseln zu verschalen oder zu verderben. Man wolle jetzt verstärkt auf Flaschenbier umsteigen, um auch dem Druck der großen Konzerne standhalten zu können. Man bemerke nebenbei: Nicht nur Adidas versucht Kapital aus der Krise zu schlagen. Noch mal nebenbei: schlagen oder andere erschlagen?

Ein Hilferuf, und da bin ich ja als heimatverbundener Ostwestfale genauso gefragt wie jemand, dessen Herz auch schon immer für die Kleinen im Lande schlug. Was man so einer Krise nicht alles abgewinnen kann. Um so verlockender ist das Ganze auch noch, wenn das für mich positive Folgen hat, quasi eine Win-Win-Situation ist. Jedenfalls entnehme ich das der Anzeige eines örtlichen Weinhändlers von gestern, die eindeutig meine Gesundheit beim Genuss in den Vordergrund stellt.

Gut, dass Weinhandel und Getränkemärkte noch geöffnet haben. Wobei mir einfällt, dass unsere Kartusche für die Sprudelzubereitung zur Neige geht. Das bietet sich bei uns an, wir haben gutes Wasser. Da bin ich doch froh und vor allem und vor allen anderen Getränken dankbar, dass wir uns in dieser Krise wegen Wasser keine Sorgen machen müssen.
Aber mein nächstes Bier, das lasse ich trotzdem nicht verschalen.

1. April 2020

Tageslosung

Ich will mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens.

Jesaja 65,19

Jesus sprach zu den Jüngern: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

Johannes 16,22

Dem ist nichts hinzuzufügen. So soll und so wird es sein.
Allerdings, bis es so weit ist, sollten wir den lieben Gott schon noch bitten, uns einige Dinge zu schenken oder zu erhalten. Unsere Geduld und unseren Langmut, unsere Zurückhaltung und die Dankbarkeit für all die eben nicht selbstverständlichen Dinge und Menschen, und auch die Hoffnung, dass es die richtigen Entscheidungen waren und sind, die da getroffen wurden.
Aber:
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (V. Havel)

Kommen also wir zu den anderen oder alltäglichen Dingen dieses Lebens, wie auf diesem Bild zu sehen ist.

Es gibt ja Leute, die können nichts wegwerfen. Mein Vater gehörte auch dazu, was dazu führte, dass unsere Söhne von seinem vollgestopften Schuppen wie magisch angezogen wurden. Leider fanden sie dabei auch Leckereien, denen sie natürlich nicht widerstehen konnten. Und – noch mal leider – das waren seine Köder für das Rattengift.
Die Reaktion meiner Mutter zu schildern, würde den Rahmen dieser Zeilen mehr als sprengen. Aber Gott sei Dank haben beide Jungen das überstanden, völlig ohne Wirkungen oder Nebenwirkungen. Vielleicht wirkte Rattengift auch damals schon so gut wie das, was man heute bekommt, nämlich gar nicht oder fast gar nicht mehr.

Zurück zum Bild. Was machen alle, wenn ein Elektrogerät seinen Dienst quittiert hat? Sie entsorgen es mit allem was dran ist. Alle? Nein! Nur fast alle. Denn einer unserer Freunde schneidet vorher die Kabel ab. Man könnte sie ja doch und vielleicht und irgendwann gebrauchen. Und: man kann.
Seine Familie näht Mundschützer. (Hätten Sie gewusst, dass das der Plural ist?) Eigentlich soll oder kann man da als Verstärkung Pfeifenreiniger einziehen. Was aber viel besser und praktischer ist …

Und jetzt wissen sie, was das auf dem Bild ist, und sie wissen auch, was ich gestern Nachmittag gemacht habe. Und falls sie es nicht schon geahnt haben: Meine Frau näht jetzt auch einen Mundschutz für jeden und jede aus der Familie. Oder auch mehrere Mundschützer. (??? Klingt für mich immer noch komisch.) Oder heißt es doch Mundschutze?
Ich werde heute drüber nachdenken. Zeit genug habe ich ja.

31. März 2020

Tageslosung

Jene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des HERRN bauen.

Sacharja 6,15

Durch Jesus Christus werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Epheser 2,22

Sich erbauen zu lassen ist im Augenblick nicht ganz so leicht. Vor allem dann, wenn aus der Ferne mindestens stündlich, beinahe minütlich Clips, Filme, Videos oder auch Texte auf einen herniederprasseln und sich in den Smartphones wie eine Epidemie ausbreiten mit dem vorgeblichen Ziel, uns in irgendeiner Weise angesichts der Krise zu erreichen oder sogar zu helfen. Man möchte auf den alten Spruch zurückgreifen: „Jeder dritte Bettler wird verprügelt. Zwei waren schon da.“ Aber das geht im Netz ja nicht. Leider, denke ich manchmal.

Gut gemeint und gut gemacht ist nicht immer dasselbe. Wie wahr. Aber warum hat sich das sich das immer noch nicht herumgesprochen, insbesondere bei denen mit missionarischem Eifer in alle möglichen und unmöglichen Richtungen?

Und dann kommt so etwas, meist noch mehrfach:

Es hat mich angerührt, ein toller Song, und gut gemacht war es auch noch. Sogar den Titel habe ich mir übersetzen lassen: Wieder geboren werden, wieder leben.Um so größer meine Enttäuschung, dass es ein Fake ist, zumindest ein halber. Und ein WhatsApp-Kettenbrief dazu, von dem vermutlich vor allem YouTube mit Werbeeinnahmen profitiert. Wer es genau wissen möchte, sollte die Begriffe „Bergamo – Song – Rinascero – Fake“ einzeln oder auch alle zusammen googeln.

Darum eine kleine Rückbesinnung auf Sokrates, mit dem das Folgende verbunden wird.
Einst wandelte Sokrates durch die Straßen von Athen. Plötzlich kam ein Mann aufgeregt auf ihn zu. „Sokrates, ich muss dir etwas über deinen Freund erzählen, der…“ „Warte einmal, „unterbrach ihn Sokrates. „Bevor du weitererzählst – hast du die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Die drei Siebe? Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht. „Lass es uns ausprobieren,“ schlug Sokrates vor. „Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“ „Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat.“ „Aha. Aber dann ist es doch sicher durch das zweite Sieb gegangen, das Sieb des Guten? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“ Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil….“ „Hm,“ sagte Sokrates, „jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb. Ist es notwendig, dass du mir erzählst, was dich so aufregt?“ „Nein, nicht wirklich notwendig,“ antwortete der Mann. „Nun,“ sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“

30. März 2020

Tageslosung

Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?

Jeremia 8,4

Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Johannes 6,37

Das Klima wird rauer, die Leute werden ungeduldiger, die Fragen kritischer. Und auch mich überkommt die Versuchung, jetzt dazu endlich auch noch all das zu sagen, was schon immer mal gesagt werden müsste.

Also: Weshalb darf gerade jetzt und immer noch hemmungslos Gülle ausgebracht werden, wenn die doch die Atemwege angreift? (Wer nicht genau weiß, was gemeint ist, der mache in diesen Tagen einen Spaziergang in und um unseren Kurort Bad Westernkotten.)

Woraus man schließen kann: Ich habe eine neue Lieblingsseite in der Tageszeitung: Die mit den Leserbriefen. Ein tiefer Griff und Einblick ins Volksvermögen. Zumal wenn heute genau auf dieser Seite noch über Rentner geschimpft oder abgelästert wird, die es wagen, vor dem Kühlregal nach Alternativen bei der Wurst zu suchen.
Ich werde mich beim nächsten Einkauf wohl doch besser mit Sonnenbrille und Kopfhörern tarnen. Und hoffen, dass Menschen da lernfähig bleiben. Und barmherzig. Siehe auch die Tageslosung.

Die Zeitungen allerdings werden froh sein, in dieser Zeit solche Dinge drucken und damit auch ihre Seiten füllen zu können. Es sei ihnen nicht nur gegönnt, vielleicht hilft es auch ein bisschen, dies Medium zu erhalten, auf das ich nicht verzichten möchte.

Allerdings heißt das für mich auch, das eine zu tun, das andere aber nicht zu lassen. Die Zeitung und all die anderen Medien zu beachten, zugleich aber noch nach anderen und tieferen und nicht so tagesaktuellen Worten und Gedanken zu suchen.

Gestern Abend lief im Fernsehen eine Sendung zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin. Ein Satz hat sich mir eingeprägt:

Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.

29. März 2020

Tageslosung

Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.

Psalm 142,4

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis.

2. Korinther 1,3-4

Seit heute Nacht haben wir wieder Sommerzeit, aber eine entsprechende Stimmung will sich – noch – nicht einstellen. Denn nicht nur all die Fragen, Unsicherheiten, die Ängste und auch der langsam sich einstellende Überdruss im Blick auf die Virus-Krise schlagen aufs Gemüt, auch der Blick nach draußen zeigt viel Grau und Leere. Zu viel.

Ich werde dem jetzt einfach nicht nachgeben, zumindest will ich das versuchen. Denn wer immer mit dem Schlimmsten rechnet, den wird mindestens das Zweitschlimmste ereilen. Also rechne ich mit dem Besten, auch mit Unterstützung der Zusage oben.

Außerdem ist da noch die Erinnerung an gestern, als wir eine kleine Flucht nach Kallenhardt gewagt haben, und wenn ich mir das Bild anschaue, weiß ich, dass es so schlimm gar nicht sein kann. Dazu dann noch der Plan, heute Abend um 18.00 h wieder Musik zu machen, zwar immer noch auf Abstand, aber diesmal schon zu zweit mit der Nachbarin von Gegenüber: „We shall overcome“.

Also, der Tag kann kommen.