7. April 2020

Tageslosung

Der HERR, der König Israels, ist bei dir, dass du dich vor keinem Unheil mehr fürchten musst.

Zefanja 3,15

Jesus sprach zu den Jüngern: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

Markus 4,40

Ich müsste heute schon wieder die Welt retten. Ich sollte das sogar, das weiß ich spätestens wieder nach einem Blick auf die Leserbriefseite unserer Tageszeitung. Was da alles gewusst und gekonnt und verlangt und vorgeschlagen wird, das könnte ich doch auch.
Heute zitiert jemand dort Antonius von Padua. Der kann sich ja nicht mehr wehren:
„Gottes Schutz scheint uns leicht entbehrlich, solange wir ihn besitzen. Zu unserem eigenen Nutzen und Wohl entzieht ihn Gott zuweilen, damit wir erkennen, dass ohne Gottes Schutz der Mensch ein reines Nichts ist.“

„Da rollen sich einem ja die Fußnägel auf.“ Auch ein Zitat, diesmal von Frank Zander, wobei sich eifrige Leser oder Leserinnen dieses Blogs vielleicht noch an meine bereits erwähnte Affinität zu einer manchmal etwas derberen Sprache erinnern.
So viel Sadismus oder Menschenfeindlichkeit, so wenig Barmherzigkeit oder Liebe zu den Menschen, was will man damit erreichen? Oder in welchen Glauben an einen schlechtgelaunten Rachegott will man die Menschen da treiben oder hineinzwingen? In meinen Kopf geht das nicht rein.

Also, an die, die gerade in solchen Zeiten für so etwas anfällig sind: Schaut euch mal genau den zweiten Vers der heutigen Tageslosung an.
Und an all die anderen: Nehmt nicht die Kopien oder Zitate, bleibt beim Original und orientiert euch daran. Und das ist oben zu lesen. Das meint euch und das gilt euch.

Klar, wie der liebe Gott das dann werden lassen wird, das müssen wir schon ihm überlassen. Aber seit gestern bei uns im Garten schon die Pfingstrosen (Päonie klingt eigentlich noch besser) aufgeblüht sind, bin ich mir sicher, dass es mit uns und dieser Welt weitergeht.

Und dann doch noch mal zur Zeitung von heute, zu den erfreulicheren Seiten, auf die Kinderseite. Denn was für Kinder gut ist, ist es für Erwachsene schon lange. Ein Gespräch zweier Kinder.
„Mein kleiner Bruder wird Mittwoch getauft.“
„Mittwoch ist aber ein komischer Vorname.“

6. April 2020

Tageslosung

Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre.

Hosea 8,12

Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.

Johannes 18,37

Früher, so hieß es, gab es unterschiedliche Regelungen darüber, in welche Richtung sich Türen öffnen sollten, vor allem für den Notfall. Einer der größten Unterschiede sei dabei, dass im Gegensatz zum restlichen Deutschland sich in Bayern die Türen der Kneipen und Gasthäuser nach innen öffnen lassen würden. Wie gesagt, vor allem für den Notfall. Wie ist das mit Kirchentüren?

Wir haben es getan. Wir sind gestern zur Gottesdienstzeit in der Kirche gewesen. Nicht, weil die Nichteinhaltung des dritten Gebots uns eine schlaflose Nacht beschert hätte, womit zugleich eine Verknüpfung zur Tageslosung hergestellt wäre. Sondern wir haben uns aufgemacht, weil uns danach war, in diesen virengeplagten oder auch panischen Zeiten mal eine andere Tür zu öffnen und nicht ständig „dicht“ zu machen. (Siehe oben, auch wenn es sicher kein Notfall war.)

Es hat uns gutgetan, denn die Weite, die sich da öffnet, die Erinnerungen, die wachwerden und der stets präsente Hinweis, dass wir in einen noch ganz anderen Zusammenhang eingebunden sind und bleiben, der größer ist als unser kleines Leben, das ist doch noch etwas ganz anderes als die vermeintliche Sicherheit in der mehr oder weniger totalen Isolation zu Hause.

Denn es wird ja nun tatsächlich verschärft gewohnt. Und manche klammern sich in ihrer Verzweiflung dann schon an Dinge, Gedanken und Begriffe wie:
… „Interior-Welt“, zum Beispiel „Love Pieces für dein Wohlgefühl“. Sessel sind nicht irgendwie cordsamten, sondern „cool und cozy“ und lassen „in den angesagten, warmen Trendfarben Coolness und pure Bequemlichkeit miteinander verschmelzen“, was sich in der ebenfalls angesagten Sozialkontaktsperre wie eine erotische Phantasie liest.
Oder sie denken ernsthaft daran, Greenloops „vollautomatische, hydroponische Salatform für 1.900 Euro zu kaufen.

Das muss nicht sein, es gibt Dinge, die helfen gegen so was und auch ein bisschen bei Isolation. Wie der Artikel aus „Süddeutsche Zeitung“ vom 3. April, aus dem ich das habe, aus dem meine Frau das hat, um genau zu sein, und der uns einige sehr heitere Momente an diesem Wochenende beschert hat.
Wer es nachlesen will oder sollte:
https://www.sueddeutsche.de/medien/wohnmagazin-im-kartoffelnest-1.4867194
Oder in die Suchmaschine eingeben: <Im Moment wird verschärft gewohnt>
Viel Spaß dabei.

Ach ja, in welche Richtung sich die Kirchentür bei uns oder bei euch öffnet, das ist jetzt die Denkaufgabe für den Montag. Wem es nicht einfällt: Bei uns bleiben Kirche und Paul-Gerhardt-Haus (da allerdings nur Ostersonntag) zu den angekündigten Gottesdienstzeiten geöffnet zum stillen Gebet. Dies alles natürlich unter Einhaltung der Vorschriften bezüglich des zu haltenden Abstands.
Ausnahme: Dem lieben Gott darf man nach wie vor ganz nahe kommen. Gott sei Dank.

5. April 2020

Tageslosung

Lobet Gott in den Versammlungen.

Psalm 68,27

Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!

Johannes 12,12-13

„Prepare the way oft he Lord.“ „Bereitet dem Herrn den Weg.“ Wie gern haben wir das damals bei unserer Band Emmaus in der Gemeinde gesungen mit den Bildern aus <Godspell> im Kopf, dem christlichen Musical, das leider nie den Rang von <Jesus Christ Superstar> erreicht hat.

Heute ist Palmarum, Palmsonntag, die Erinnerung an Jesu Einzug nach Jerusalem. Und: Keine Chance das zu erleben oder zu erinnern oder zu feiern. Jerusalem ist – im übertragenen Sinn – abgeriegelt. Alle Zufahrten gesperrt, alle Gottesdienste abgesagt. Oder untersagt. Wobei man sich ja fragen könnte, warum eigentlich. Bei den Besuchszahlen unserer Gottesdienste. Allerdings habe ich gestern von zwei Klagen gegen dieses „Versammlungsgebot“ gelesen. Ich bin gespannt, was daraus wird.

Wir werden gleich in die Kirche fahren, in unsere Kirche. Denn die ist zur üblichen Gottesdienstzeit für stille Gebete geöffnet, und ich habe einigen Leuten versprochen, beim lieben Gott ein gutes Wort für sie einzulegen. Und das kann ich am besten in der Kirche, in der ich über 37 Jahre … . Nein, keine Sentimentalitäten.

Mal sehen, vielleicht füge ich dem hier nachher noch was hinzu. Aber  jetzt schon etwas für alle, die in solchen Zeiten den Humor brauchen, um nicht ganz zu vertrocknen – letzteres aber bitte auch  im übertragenen Sinne.

4. April 2020

Tageslosung

Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will.

Psalm 115,2.3

Gottes unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken.

Römer 1,20

Endlich Wochenende. Endlich mal raus aus der ganzen Hektik, dem Stress und der Betriebsamkeit. Ein bisschen länger schlafen, gemütlich frühstücken, einen Einkaufsbummel über den Markt und durch die Stadt machen oder in aller Ruhe im Garten arbeiten. Nachmittags sich entspannen, dem Gegner von Bayern München die Daumen drücken, auf Balkon oder Terrasse bei einer guten Tasse Kaffee oder einem guten Glas Wein ein gutes Buch lesen.
Warum greift man bei solchen Dingen eigentlich immer auf das Wort „gut“ zurück? Gibt es so viele schlechte Sachen, was bei Wein sicher stimmt, oder gehört das einfach dazu wie bei „Gute Butter“?

Von wegen Hektik und Stress, wenn man plötzlich Zeit hat, über all so was nachzudenken. Tolle Wurst. Ach ja, Grillen mit der ganzen Familie oder mit Freunden geht auch nicht.
„Cocooning“ heißt das neue Stichwort dazu, so habe ich es gestern gelernt. Der Begriff kommt aus dem Englischen (verpuppen‘, ‚sich einspinnen‘) und bezeichnet den Wunsch, die Haltung oder das Streben, sich aus der Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit in das häusliche Privatleben zurückzuziehen.
Das ist eine aktive Haltung, nur bei uns ist die zur Zeit passiv. Und dass in „Passiv“ der lateinische Wortstamm von „leiden“ oder „Erleiden“ steckt, das wissen wir. Vielleicht war auch das der Grund, dass ich über den gestrigen Beitrag das Datum vom 3. März gesetzt habe. Freudsche Fehlleistung, weil man das Rad zurückdrehen möchte? (Ich bin selbst auf den Fehler gekommen, zum Glück. Ein Selbstzweifel weniger. Er wird auch gleich noch korrigiert.)

So langsam fange ich an, Angela Merkel zu beneiden. Nicht nur wegen ihrer absolut robusten Konstitution, aber die braucht man auch in Pfarrhäusern. Doch die ist fast so alt wie ich, und die darf und kann noch alles und das jetzt auch wieder in aller Öffentlichkeit. Gott sei Dank. Und wenn ich mir dagegen so ein blässliches Jüngelchen mit zu „Kurz“ geratenem Studium bzw. ohne Berufsausbildung anschaue, ja da sind wir doch richtig gut dran.

Ich werde mich heute trotzdem beschäftigen können. Mit der Tageslosung, von der ich vermute, sie will mit erzählen, dass der liebe Gott schon weiß, was er mit uns vorhat und es gut meint. Mit Garten, Musik und, wenn ich Glück oder Pech habe, auch mit dem einen oder anderen technischen Problem im Netz oder am Smartphone. Und ich werde weiter Geduld aufbringen. So wie mir das dieser Tage von einer Freundin zugeschickt wurde.

Nicht müde
werden, sondern
dem Wunder leise
wie einem Vogel
die Hand
hinhalten.

Hilde Domin

3. April 2020

Tageslosung

Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln.

Psalm 89,16

Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Epheser 5,8-9

Lasst uns hoffen, dass es zum ersteren wieder kommt, zumal man ja sehen muss, dass es mit dem Wandeln als Kinder des Lichtes und auch mit Gerechtigkeit und Wahrheit nicht immer so ganz gut bestellt ist.
Und damit meine ich nicht Klopapier. Seit ich heute Morgen gehört habe, dass einer Intensivkrankenschwester – das sind die, die ein Recht auf Betreuung ihrer Kinder haben, bei denen sich fast in Dauerschleife derzeit alle Medien bedanken und die in manchen Stadtteilen mit Beifall bedacht werden, und das zu Recht, wie ich finde – dass dieser Schwester ein KiTa-Platz für ihr Kind verwehrt wurde mit dem Hinweis auf erhöhte Infektionsgefahr, da hat mein Glaube an das Gute im Menschen doch mal wieder eins in die Fr… bekommen.

Pardon, manchmal braucht es für mich eine kräftige Sprache. Aber wie gehen wir mit Schwächen und Fehlern um?

„Pass doch auf, du Dämlack!“
Wenn Sie dieses Wort nicht kennen, es könnte eine Personalisierung von „dämlich“ sein. Und im Netz findet man die Erklärung: „Dämlack – regional: eine ungeschickte oder dumme, meist männliche Person.“

Jetzt weiß ich auch wieder, warum gerade ich das nicht nur einmal von meiner Mutter auf mich bezogen gehört habe. „Pass doch auf, du Dämlack.“ Und manchmal und gerade in diesen Zeiten wünschte ich mir, das wieder zu hören. Kurz und knapp und kräftig. Da weiß man, was man hat und woran man ist.

Aber nein, heute ich die Rede von „Achtsamkeit“ und von „achtsam sein“. Diese butterweiche Empathie, meist noch mit mitleidigem Gesichtsausdruck und leicht weinerlicher Sprache ausgedrückt, ich kann sie nicht mehr hören. Da fühle ich mich zumal auch noch als älterer Mensch behandelt wie ein zurückgebliebenes Kind. So sagte man das jedenfalls früher.

„Pass doch auf, du Dämlack.“ Und es hätte auch gepasst, haargenau, als ich gestern meine letzten Bamberger Hörnchen aus eigenem Anbau aus dem Keller holte. Für Westfalen: Das sind ganz leckere Kartoffeln aus Franken, die ich im kühlen Keller in einem – natürlich vorher geleerten – Weinkarton gelagert hatte. Leider nur hatte der Karton oben einen Schlitz. Hier ist das Ergebnis.


Die Verarbeitung war etwas mühselig, hätte ich Dämlack doch aufgepasst. Aber ich habe dann Bratkartoffeln draus gemacht, und die schmeckten immer noch hervorragend.