Noch 7 Tage, dann soll es wieder losgehen. Mit dem Rad und nicht mit dem E-Bike wollen wir von den Spreequellen bis nach Potsdam fahren. Und hier gibt es dann den täglichen Blog, für den ich ab jetzt schon mal übe.

Noch 7 Tage, dann soll es wieder losgehen. Mit dem Rad und nicht mit dem E-Bike wollen wir von den Spreequellen bis nach Potsdam fahren. Und hier gibt es dann den täglichen Blog, für den ich ab jetzt schon mal übe.
Lukas 5, 1-11
Der Fischzug des Petrus
Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth
(2)und sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
(3)Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
(4)Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
(5)Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich die Netze auswerfen.
(6)Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen.
(7)Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und mit ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, so daß sie fast sanken.
(8)Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
(9)Denn ein Schrecken hatte ihn erfaßt und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten,
(10)ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.
(11)Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Liebe Gemeinde,
wenn ich jemandem zum Geburtstag gratuliere, dann ganz oft auch mit den Worten: Und ich wünsche dir, dass du immer etwas hast, worauf du dich freuen kannst. Und ich finde das wichtig, wichtig, etwas zu haben, worauf man sich freuen kann. Denn sonst wäre Leben doch Stillstand. Mehr noch. Beinahe schon Aufgabe oder Resignation..
Weil das doch hier eigentlich noch nicht alles gewesen ein kann. Noch nicht der Endzustand der Welt und unseres Lebens ist und sein darf. Weil Leben mehr ist und sein muss als nur Überleben. Und auch, weil man sich doch nicht mit allem zufrieden geben muss, nur weil es mal gerade funktioniert.
Das kann doch noch nicht alles gewesen sein. Und damit ist mehr gemeint, viel mehr als nur die Hoffnung auf einen Impfstoff gegen das Corona-Virus – und gegen die 15 anderen Viren, die höchstwahrscheinlich auch noch kommen werden. Das ist viel mehr als nur als nur die Erwartung der nächsten kleinen Lockerung oder sogar das Ende der Corona-Zeit. Das auch, ja, natürlich. Aber, so merkwürdig das gerade jetzt in dieser Zeit klingen mag, irgendwie doch zu wenig, denn danach wäre es doch auch bloß wie vorher.
Nein, ich finde, das kann noch nicht alles gewesen sein. Wenn der liebe Gott uns einen neuen Himmel und eine neue Erde versprochen hat, wenn das Licht der Welt und das Brot des Lebens keine leeren Floskeln sein sollen, dann muss da noch mehr sein. Dann muss da mehr drin sein für uns.
Und damit sind wir mitten drin in der Geschichte von diesem Petrus und dem Fischfang.
Die Geschichte von einem Mann, der so was von alltäglich war, dass man ihn höchstwahrscheinlich übersehen hätte. Ein Mann, der immer genau das tat, was alle von ihm erwarteten. Aber weitere Ambitionen oder Ziele oder Träume? Fehlanzeige. Der war wie er war, und er funktionierte anscheinend. Also genau so was von banal und normal und mittelmäßig wie wir das oft sind. Oder sogar zu oft. Oder immer. Wir nennen das dann Zufriedenheit. Aber besser nicht dran kratzen. Damit man nicht merkt, dass man langsam aber sicher den Tod am Brot allein stirbt.
Und dieser Mann und sein Leben, die werden in einer Art und Weise auf den Kopf gestellt und verändert, wie man es kaum für möglich hält. Mit einer Geschichte, die uns erzählt: Man muss nicht immer die so genannten Sachzwänge – in diesem Fall: man fischt nicht am Tage, da fängt man nichts – für allmächtig halten und ihnen gehorchen. Sondern man kann auch mal was anderes oder auch das Unerwartete oder meinetwegen auch mal was Verrücktes tun. Und auf einmal tut sich was. Es wird neu und anders.
Und wenn ihr an das denkt, was danach aus diesem Petrus und diesen winzig kleinen Anfängen am See Genezareth, was dann daraus geworden ist, sogar durch alle Niederlagen und alles Versagen hindurch, so, dass noch bis heute unzählige von diesem Menschenfischer zehren, reizt das nicht wenigstens, unter dem ganzen Staub des Lebens und dem Müll der Jahre mal nachzuschauen: Was schlummert da noch, und was könnte auch jetzt aus mir und meinem Leben noch werden? Oder anders: Ich könnte doch auch mal mein Netz auswerfe, mein Netz nach dem Leben auszuwerfen, mal sehen, was sich da so alles einfangen lässt. Und ich finde übrigens auch, das muss man bei einer Gottesdienstgemeinde heutzutage ja sagen, das ist keine Frage des Alters. Ich habe die 70 ja jetzt auch hinter mir, ich darf das sagen. Auf dem Friedhof, und ich schließe mich damit ein, auf dem Friedhof wird es lang und friedlich und ruhig genug. Gut, dass unser Herr uns da noch nicht haben will. Also, was geht?
Und, was passiert? 3 Bremsen, oder meinetwegen auch 3 Stoppschilder.
Zum ersten natürlich: „Ob das wohl gut geht? Das kann ja nur schiefgehen. Und hier weißt du doch, was du hast. Mach dich doch nicht unglücklich.“ Wobei das ja eben nicht heißt: „Bleib doch lieber glücklich.“ Und ich selbst, ich bin ja genauso, aber ich finde, da lacht einen diese Geschichte förmlich aus: „Traut Ihr dem Herrn da so wenig zu? Ihr seht und lest doch, dass man mit ihm Riesenfänge machen kann, über Mauern springen, Berge versetzten. Und warum soll das schiefgehen? Sich von ihm einfangen zu lassen? Und außerdem, sein Netz, das bringt euch doch eben gerade nicht in die Fischfabrik oder ins Schlachthaus von Herrn Tönjes und Konsorten Im Gegenteil, sein Netz das rettet euch vor dem Tod und all seinen Helfern, und das trägt und hält euch in allen Wechselfällen diese Lebens. Und darüber hinaus. Denn das reißt nicht mal, ihr habe es gehört.
Und dann sind wir fast so weit, uns da einfangen zu lassen und auch unser Netz nach dem Leben auszuwerfen, auf einmal ist da die zweite Bremse. Und – man hat ja unser Selbstbewusstsein oft genug zertrampelt – dann sagen wir entweder: Ich würde, wenn ich wüsste, wie es wäre, wenn ichs täte.. . Also, wir trauen uns nichts mehr zu. Oder wir sagen es ganz klassisch wie Petrus: „Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Was bei uns meist heißt: „Also dafür tauge ich nicht. Ich schaffe das nie. Dafür bin ich ein viel zu kleines Licht. Ich trau mich nicht.“ Und Jesus sagt: „Fürchte dich nicht. Los. Komm einfach mit.“ Und dann geht das los, ins neue und weite Land. So einfach ist das. Siehe Petrus.
Aber, dann ist da ja heutzutage noch diese dritte Bremse, die, die unser Leben so was von radikal gestoppt und eingesperrt hat, die Pandemie. Was soll man sich da schon trauen? In solchen Zeiten?
Ehrlich, eine ganze Menge. Denn man kann ja natürlich auf ein Ende dieser Zeit warten und brav im Kämmerchen darauf hoffen. Man kann das aber auch als tolle Möglichkeit sehen, den Aufbruch zu probieren. Mal auszuprobieren, was trotzdem alles möglich ist, welche Türen sich auftun, welche Menschen man – wenn auch auf Abstand – ganz neu und anders kennenlernt. Das wäre doch reizvoll unter Beachtung aller Einschränkungen trotzdem mal auszuprobieren, was so alles geht. Und da geht eine Menge. Und was man alles machen kann.
Natürlich erstmal diesen „Geiz-ist-geil-Gedanken“, die Anbetung von Exportzahlen vor allem nach China, die „Billig-Einflüsterer (schreckliche Frauenstimmen, wie ich finde) und nicht zuletzt die tierquälende Fleischproduktion aus dem Kopf zu kriegen. Und aus dem Land. Und einen unfähigen Verkehrsminister und eine peinliche Landwirtschafts-ministerin dazu. (Gönnen wir ihnen die stressfreie Zeit danach.) Das im Großen, und wir können jetzt schon anfangen, Strategien dafür zu entwickeln.
Und im Kleinen geht doch auch so einiges, und sie wissen, ich habe einen Hang zu solchen Beispielen. Kleinen Beispielen: Unser Abendkreis hat sich in den Kurpark aufgemacht, immer schön zu zweit aber mit Kaffee von der Crepe-Bude dort. Ein paar andere haben Hotlines aufgebaut und manche sogar WhatsApp gelernt. Und wieder andere haben gelernt, dass gerade diese Zeit die netten Leute noch netter und die Blöden noch blöder gemacht hat. Das lässt doch hoffen für die Zeit danach. Der Gesprächskreis hat sich sehen lassen ohne zu gefährden, und der Posaunenchor hat nicht gewartet, sondern ist selbst aktiv geworden, siehe heute. Also, was geht alles noch, jetzt schon und danach um so mehr? Auch persönlich.
Ich habe am Anfang dieser Zeit mal gesagt: Es gibt Leute, die rechnen immer mit dem Schlimmsten. Und sie erfahren oder erleiden dann mindestens das zweitschlimmste. Also rechne ich doch lieber mit dem Besten. Und mit dem einen, von dem ich sage: „Nur auf sein Wort hin will ich die Netze nach dem Leben auswerfen.
Amen.
Tageslosung
Bileam sprach: Wenn mir Balak sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so könnte ich doch nicht übertreten das Wort des HERRN.
4. Mose 22,18
Wir sind ja nicht wie die vielen, die mit dem Wort Gottes Geschäfte machen; sondern wie man aus Lauterkeit und aus Gott redet, so reden wir vor Gott in Christus.
2. Korinther 2,17
Wer dieser Bileam ganz genau war, das weiß man nicht, trotz der Angaben in 4. Mose 22. Ein Wahrsager, ein Seher, ein Prophet … auf jeden Fall eine charismatische Gestalt. Er wurde geehrt und gefürchtet zugleich, denn wenn er jemanden segnete, dann gab es auch Segen reichlich, wenn er jemanden verfluchte, dann war und blieb das auch ein Fluch.
Balak, der König der Moabiter, wollte sich das zunutze machen. Als nämlich die Israeliten bei ihrer Wüstenwanderung durch sein Land kamen, da fühlten sich die Moabiter mehr als bedroht. Balak wusste nur einen Ausweg. Er schickte Leute zu Bileam, und die waren hoch beladen mit Gold und anderen Geschenken. Er wollte also Bileam „engagieren“, um Israel zu verfluchen.
Gott hatte etwas dagegen. Träume, ein Esel und auch ein Engel spielen in dieser leider fast unbekannten Geschichte dann eine Rolle. Das Ergebnis war jedenfalls, siehe oben: Bileam ließ sich und den Fluch nicht kaufen, im Gegenteil, er segnete Israel. Alles nachzulesen in 5. Mose 22-24.
Also, versucht erst gar keinen (Kuh-)Handel oder ähnliche Spielchen mit Gott, auch wenn das bei Martin Luther ja anscheinend gutgegangen ist. Es sei denn, ihr möchtet auch wie er ins Kloster, so wie er es der heiligen Anna bei Rettung aus dem Gewitter versprochen hat.
Und lasst euch segnen, aber von den Richtigen.
Und falls jetzt jemand meinen sollte, das klänge fast wie ein Schlusswort, das ist auch eins. Denn unsere Isolation ist nicht mehr das, was sie noch vor über 8 Wochen war, und dann braucht es auch für einen „Blogger“ ein Ende oder zumindest eine Pause. Eine Pause zugleich mit der Hoffnung, dass die Lockerungen fortschreiten können und es keine zweite Welle gibt.
Zu Pfingsten sollte sowieso Schluss sein mit dieser Rubrik. Es sollte ab Pfingstmontag eine neue geben über unsere Radtour auf dem Spreeradweg. Die haben wir jetzt absagen müssen, aber wir wollen sie nachholen. Also schaut von Zeit zu Zeit mal wieder hier rein.
Zwei Anhänge habe ich noch.
Eine Leseempfehlung:
Im Wald, im Holzhaus – Michael Krüger aus der Quarantäne.
Das sind Texte aus dem Magazin der Suddeutschen Zeitung, zu finden, wenn man das in die Suchmaschine eingibt.
Und einen Pfingstpsalm von Hanns Dieter Hüsch:
Gott ist nicht leicht, Gott ist nicht schwer
Gott ist schwierig ist kompliziert ist hochdifferenziert
Aber nicht schwer
Gott ist das Lachen nicht das Gelächter
Gott ist die Freude nicht die Schadenfreude
Das Vertrauen nicht das Misstrauen
Gott gab uns den Sohn um uns zu ertragen
Und er schickt seit Jahrtausenden den Heiligen Geist in die Welt
Dass wir zuversichtlich sind
Dass wir uns freuen
Dass wir aufrecht gehen ohne Hochmut
Dass wir jedem die Hand reichen ohne Hintergedanken
Und im Namen Gottes Kinder sind
In allen Teilen der Welt
Eins und einig sind
Und Phantasten dem Herrn werden
Von zartem Gemüt
Von fassungsloser Großzügigkeit
Und von leichtem Geist
Ich zum Beispiel möchte immer Virtuose sein
Was den Heiligen Geist betrifft so wahr mir Gott helfe.
Amen
Tegeslosung
Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen.
Psalm 35,28
Die Jünger kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
Lukas 24,52-53
Es ist die Befreiung nach dem totalen Lockdown. Wobei es ja erstaunlich ist, wie schnell einem solche Begriffe wie der Lockdown geläufig werden. Aber hier, bei den Emmaus-Jüngern im Lukasevangelium könnte das passen: Zuerst der Lockdown nach dem Tode Jesu, alles auf Null gestellt, die einen ziehen sich ins Versteck zurück und wollen nicht mehr raus, die anderen flüchten in sichere Gefilde nach Hause, nach Emmaus.
Jedes Jahr habe ich diese Geschichte zu Ostern gelesen, wo nach totalem Scheitern und Rückzug das Leben auf einmal wieder förmlich explodiert. Sie erfahren, die einen in Jerusalem durch die Frauen, die vom Grabe kommen, die beiden in Emmaus durch Jesus selbst: Das war nicht das Ende, das wird ein völlig neuer Anfang, der auch die Welt wenn nicht auf den Kopf aber doch völlig neu auf die Füße stellt. Ostern. Der Herr ist auferstanden. Die Befreiung vom totalen Lockdown. (Ja, Wiederholung, aber irgendwie hat es mir diese Formulierung heute angetan.)
Das alles wird zu Pfingsten noch einmal bekräftigt, spätestens übermorgen ist das zu hören, endlich auch wieder in unseren Kirchen. Und wir wünschen uns natürlich alle in diesem Zusammenhang, dass diese Befreiung vom Lockdown auch jetzt bei uns was wird – und dass dann auch alles gut wird. Hoffentlich.
Denn Anfang der Woche bekam ich eine Einladung, in der betont wurde, dass eine zweite Corona-Welle für den Herbst befürchtet wird. Gestern hat dazu dann eine unserer Ärztinnen die Befürchtung geäußert, dass diese zweite Welle schon durch das bevorstehende Pfingstwochenende „eingeläutet“ werden könne, dann, wenn die Leute einfach nicht mehr an Vorsicht und Abstand denken. Es sei ja (immer?) alles gutgegangen.
Und heute kam, fast wie eine Bestätigung, noch die Meldung, dass sich in Bremerhaven beim Gottesdienst einer Pfingstgemeinde zunächst mal 20 von 150 teilnehmende Leuten infiziert hätten. Muss und darf man dem lieben Gott jetzt alles zutrauen, weil er ja auf unserer Seite ist und uns dann nichts passieren kann? Oder muss und darf man ihn eben nicht versuchen?
Ich mache es so wie gestern, ich frage danach, was und wie es werden könnte, wenn dem Leben die Fesseln des großen Todes und auch des kleinen Todes der Isolation abgenommen werden. Mit einem Gedicht von Marie Luise Kaschnitz:
Glauben Sie fragte man mich
An ein Leben nach dem Tode
Und ich antwortete: ja
Aber dann wusste ich
Keine Auskunft zu geben
Wie das aussehen sollte
Wie ich selber
Aussehen sollte
Dort
Ich wusste nur eines
Keine Hierarchie
Von Heiligen auf goldnen Stühlen sitzend
Kein Niedersturz
Verdammter Seelen
Nur
Nur Liebe frei gewordne
Niemals aufgezehrte
Mich überflutend
Kein Schutzmantel starr aus Gold
Mit Edelsteinen besetzt
Ein spinnwebenleichtes Gewand
Ein Hauch
Mir um die Schultern
Liebkosung schöne Bewegung
Wie einst von tyrrhenischen Wellen
Wie von Worten die hin und her
Wortfetzen
Komm du komm
Schmerzweb mit Tränen besetzt
Berg-und-Tal-Fahrt
Und deine Hand
Wieder in meiner
So lagen wir lasest du vor
Schlief ich ein
Wachte auf
Schlief ein
Wache auf
Deine Stimme empfängt mich
Entlässt mich und immer
So fort
Mehr also fragen die Frager
Erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Und ich antworte
Weniger nicht.
Es fehlt noch ein völlig banaler und profaner Nachtrag zu den Mairübchen und den Ostergruß-Rettichen die ich angebaut habe. Blog-Leserinnen und -Leser werden sich erinnern. Gestern war die erste Ernte, siehe Bild.
Resultat eins: Die Früchte müssen sehr gut sein und gesund, tausende von Maden und ihre Verwandten können nicht irren.
Resultat zwei: Von dem, was auf dem Bild zu sehen ist, haben wir ein knappes Fünftel rausschnippeln und essen können, kleingewürfelt und mit Salz, Limette usw. angemacht.
Resultat drei: Das war sehr lecker.
Resultat vier, so wie damals in der Hitparade: Wird nicht wiedergewählt (bzw. wird nicht wieder angebaut).
Tageslosung
Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.
Psalm 25,16
Der Kranke antwortete Jesus: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!
Johannes 5,7-8
Der Kranke am Teich Bethesda war das Thema meiner Examenspredigt. Es geht da aber weniger um Einsamkeit. Es geht um einen Kranken und Gelähmten, der jahrelang auf das Wasser dieses Teiches starrt. Wenn es sich bewegt, so heißt es, heilt es den ersten, der ins Wasser kommt. Und er ist chancenlos, nicht zuletzt wegen seiner Behinderung.
Er hat aber auch einen Tunnelblick, so habe ich das damals gedeutet. Denn als Jesus ihn fragt, ob er gesund werden will, da starrt er nur weiter auf das Wasser: „Ich habe niemanden, der mich hineinträgt.“ Die Hilfe oder Rettung neben ihm, die so nah ist, nimmt er gar nicht wahr. Und erst, als Jesus ihn zu seinem „Glück zwingt“, bricht er aus der Enge des Tunnelblicks aus – und wird gesund. Sie alle kennen den weiteren Gang der Geschichte, die damit zugleich eine Aufforderung ist, immer über den Tellerrand zu schauen und die Hoffnung auf Hilfe, Rettung und Heil nicht aufzugeben.
Ach ja, ich habe damals eine 2 für die Examenspredigt bekommen, da war ich sogar ein bisschen stolz.
Es gibt Hilfe natürlich auch für die, die im ersten Vers angesprochen sind, auch wenn gerade sie zu den großen Verlierern unserer Zeit und der Corona-Krise gehören. Ich habe sie schon ein paar Mal in diesem Blog erwähnt, sie kennen meine Einstellung dazu, dass man sie nach meinem Verständnis zu schnell an die Seite geschoben hat.
Jetzt weiß ich, meckern kann jeder. Davon lebt ja zum Teil auch das, was bei uns vom Kabarett übriggeblieben ist. Meckern und Kritisieren ist aber auch einfach. Schwerer ist es, positive Akzente zu setzen und Möglichkeiten und Ziele aufzuzeigen.
So frage ich heute einfach nur danach, wie es denn sein oder werden sollte, danach, wie ich mir ein Ende von Elend und Einsamkeit vorstelle. Wie ein Fest stelle ich mir das vor, das ich mit einem Foto beschreiben will. Das Bild, das da gezeigt wird, stand in einer Galerie in Münster zum Verkauf. Hoffentlich immer noch, denn es stimmt mich einfach fröhlich. Und ich kann mir auch immer noch gut vorstellen, es an der einen oder anderen Wand in unserem Haus zu sehen. Es könnte ja die Belohnung werden, wenn die Krise vorbei ist.