8. Mai

Tageslosung

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Röm. 8,31

Das ist zwar nicht die Tageslosung, sondern der sogenannte Lehrtext zum Tage, aber was will man mehr. Eine schöne Zusage und ein guter Auftakt für unsere Tour.

Gleich geht es zum Bahnhof, 8.14 Uhr ab Lippstadt, wenn alles gut geht, sind wir vor 12.00 Uhr in Emden. Also los.

08.30 Uhr

Wir sitzen im Zug nach Münster

14.00 Uhr

Nach gut 20 km sind wir in Pilsum. Schönes Wetter aber wechselnder Wind.

Leuchtturm und Kirche von Pilsum

16.30 Uhr

Wir sind in Leezdorf angekommen. Von Greetsiel an hat uns der Gegenwind geärgert, die teils holprigen Wege ebenfalls. Dafür hat uns die Sonne verwöhnt. Man muss es nehmen, wie es kommt. Nach einem isotonischen Kaltgetränk auf der Terrasse ist jetzt leichte Erholung angesagt. Nachher dann Abendessen im Hotel.

Das große Siel in Greetsiel, ansonsten gab es da nur ein Gewimmel von Leuten in unserem Alter
Kirche in Marienhafe
Unser Hotel
Unsere Strecke, leider in zwei Abschnitten, mein Gerät wollte es so.
Kleiner Nachtrag zum Leuchtturm: Ein kleiner Durchgang voller Schlösser – für den Frieden in der Welt.

7. Mai

Tageslosung

Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der HERR wird dir’s vergelten. Sprüche 25, 21-22

Morgen früh geht es los, erstmal zum Bahnhof nach Lippstadt. Und es ist Regen angesagt. Na ja. Und dann gibt es noch etwas, das den Regen oder die Bewässerung braucht diese Woche. Ein paar zu viel Pflanzen, aber wenn mal eine nicht angeht…

Ostern 2023

Liebe Gemeinde,

„Nennen wir es Frühlingslied“ von Mascha Kaleko.

In das Dunkel dieser alten, kalten
Tage fällt das erste Sonnenlicht.
Und mein dummes Herz blüht auf, als wüsst es nicht:
Auch der schönste Frühling kann nicht halten,
Was der werdende April verspricht. 

Da, die Amseln üben schon im Chor,
Aus der Nacht erwacht die Welt zum Leben,
Pans vergessnen Flötenton im Ohr…
Veilchen tun, als hätt‘ es nie zuvor
Laue Luft und blauen Duft gegeben.

Die Kastanien zünden feierlich
Ihre weißen Kerzen an. Der Flieder
Bringt die totgesagten Jahre wieder,
Und es ist, als reimten alle Lieder
Sich wie damals auf „Ich liebe dich“.

– Sag mir nicht, das sei nur Schall und Rauch!
Denn wer glaubt, der forscht nicht nach Beweisen.
Willig füg ich mich dem alten Brauch,
Ist der Zug der Zeit auch am Entgleisen –
Und wie einst, in diesem Frühjahr auch
Geht mein wintermüdes Herz auf Reisen.

Sie werden sich denken können, dass vor allem die letzte Strophe mich nicht losgelassen hat.

Denn wer glaubt, der forscht nicht nach Beweisen.
Willig füg ich mich dem alten Brauch,
Ist der Zug der Zeit auch am Entgleisen –
Und wie einst, in diesem Frühjahr auch
Geht mein wintermüdes Herz auf Reisen.

“Ist der Zug der Zeit erst am Entgleisen…”. So könnte man ja in der Tat unsere Zeit beschreiben. Und ohne dass ich jetzt alles einzeln aufzähle, vom Ukraine-Krieg über Wirtschaftskrise mit Armutsbedrohung für viele bis hin zu immer mehr Tyrannen und immer weniger Demokratie, ja,  und immer schlechterem Klima in unserer Welt, das trifft es ziemlich gut, wie ich finde, leider: “Ist der Zug der Zeit erst am Entgleisen …”.

Und folgerichtig herrscht Angst, viel, viel zu viel Angst. Und das Prinzip des Lebens scheint nur noch Angst zu sein.

Und das macht was mit uns. Diese Angst hat Folgen. Die einen macht es einfach nur traurig bei dem Gedanken, dass es nie mehr so sein wird wie früher, wie vor Krieg und Pandemie. Andere dagegen versuchen den Tanz auf dem Vulkan, alles egal, Hauptsache Stimmung. Und noch andere versuchen nur non krampfhaft abzusichern und festzuhalten, was nicht festzuhalten ist. Bis hin zu denjenigen, die sich den Keller vollstopfen und dann – noch ein Schritt weiter – ihn mit Beton absichern. Um dann, wenn sie wieder rauskommen, feststellen zu müssen, dass sie allein auf der Welt sind. Wer es möchte … ich nicht. Und wir alle miteinander merken nur noch viel zu selten, dass Vertrauen und Hoffnung und Lebensfreude, dass Ziele und Pläne dabei auf der Strecke geblieben sind. Glauben kaum noch dran. Die Angst begräbt uns – oder wir uns selber. “Ist der Zug der Zeit erst am Entgleisen …”.

Und so will ich nicht leben. Und das will ich nicht hinnehmen. Und darum brauche ich eben keine ständig mich runterziehenden Kommentare und Hinweise, wie schlimm und schrecklich alles ist. Das weiß ich von allein, ich informiere mich doch, und die Wiederholung macht es nicht besser. Und deshalb, ich brauche ganz andere Geschichten, brauche Ostern, brauche Ostergeschichten und besonders die von der Auferstehung.

Brauche Symbole, Bilder und Geschichten, in denen es nicht um Drohungen oder Warnungen geht, sondern um Befreiung, brauche Gleichnisse, die mich beflügeln. Brauche eben Bilder, die mich aus dieser Angst-Blase herausreißen. Die meinen Horizont erweitern, die mir helfen, größer zu werden, als ich bin. Da und jetzt, wo alles versucht, mich kleinzukriegen. Und mutlos. Und resignierend. Brauche Bilder, in denen ich nicht wiederzuerkennen bin. Allenfalls das, was alles noch aus mir werden könnte. „Ich bin, aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst. (Ernst Bloch) Brauche Geschichten, die mir Mut machen, über meinen Tellerrand zu schauen und über meinen Schatten zu springen, auch aus meinem engen Horizont hinaus. „Es gibt Menschen, die sehen Dinge, die es gibt, und fragen: Warum. Ich aber träume von Dingen, die es noch nicht gibt und frage: Warum nicht.“ (G. B. Shaw zugeschrieben) Und genau das sind für mich diese Oster- und Auferstehungsgeschichten. Geschichten, die mir sagen: Fürchte dich nicht. Vor nichts und niemand. Auch nicht vor Tyrannen und vor dem Tod. Die Welt hat ihren Endzustand noch nicht erreicht. Und auch auf eine letzte Gerechtigkeit, da darfst du immer noch hoffen.

Liebe Gemeinde, in einer Zeit, in der so viel entgleist, in einer Zeit, in der viel zu viel uns auffordert, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen, da sind die Ostergeschichten der Gegenentwurf. Ostern stellt die Welt auf den Kopf. Nicht laut und vor großem Publikum, anfangs erst vor ein paar Frauen und Männern, aber Ostern sagt uns heute immer noch: „Immer mit dem Besten rechnen.“ Denn da ist einer, der ist größer als unser kleines Leben. Stärker als Grab, Tod und Teufel. Und der hält uns, in dieser Welt und in diesem Universum. Und wenn alle Tyrannen und Machthaber schon längst zu Staub zerfallen sind, dann steht der immer noch an unserer Seite mit einer Liebe, die stärker ist, als alles Wechselfälle dieses Lebens.

Darum brauche ich Ostern und seine Geschichten, denn das stellt meine Füße auf weiten Raum, sagt, dass die, die mit Tränen säen, mit Freuden ernten werden. Beseelt mich mit der Vorstellung von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, wo Leid und Tod und Geschrei nicht mehr sein werden. Weil da einer sagt und in die Tat umgesetzt hat: Siehe, ich mach alles neu. Und du bist gemeint, bist mit einbezogen.

Und ja, ich weiß, ich kann das weder belegen noch beweisen. Brauche ich auch nicht, denn diese Gewissheit, diese Zuversicht und Hoffnung,  das macht etwas mit und das macht etwas aus mir. Und haben sie den Vers aus dem Gedicht noch im Gedächtnis?

Denn wer glaubt, der forscht nicht nach Beweisen.
Willig füg ich mich dem alten Brauch,
Ist der Zug der Zeit auch am Entgleisen –
Und wie einst, in diesem Frühjahr auch
Geht mein wintermüdes Herz auf Reisen.

Weil es weiß: Fürchte dich nicht. Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.

So ist es und so sei es auch heute. Oder auf Griechisch: Amen

2. Juli

Tageslosung

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Psalm 139, 9+10

So weit wollen wir heute gar nicht, aber in solcher Gewissheit aufbrechen zu können ist mehr als beruhigend. Es ist der letzte Tag der Tour, es geht auf dem Weserradweg bis nach Beverungen. Uns erwarten gutes Wetter aber wohl auch Legionen von Radlern und Radlerinnen, die ja gestern die Stadt hier bevölkert haben.

Sie schaut nach Norden

11.00 Uhr

Bad Karlshafen ist erreicht. Es warten die letzten 10 km.

12.00 Uhr

Wir sind am Ende unserer Tour in Beverungen angekommen. Eigentlich sollte Höxter das Ziel sein, doch Dank 9EURO Ticket ist es ohne Reservierung fast nicht mehr möglich, ein Fahrrad in der Bahn mitzunehmen. So werden unsere Frauen uns hier abholen.

Schön wars, wir haben viel gesehen und erlebt, wir haben es körperlich geschafft, und wir sind ohne Unfall und ohne Blessuren geblieben. Gott sei Dank. Und das meine ich auch so.

Ob und wie es nächstes Jahr weitergeht … so Gott will und wir leben.

17.00 Uhr

Wir sind wieder zu Hause, das letzte Bild aber noch aus der Eisdiele in Beverungen.

1. Juli

Tageslosung

Wende dich, Herr, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen. Psalm 42,3

Angesichts des Wetters heute könnten wir das auf uns beziehen und zwar mehrfach. Der Himmel ist dunkel, wir werden wohl Regen haben bis Mittag. Aber wirkliches Leid kann noch ganz anders aussehen und sieht anders aus. Das auch in Gedanken an Freunde, für die dieser Satz eine viel tiefere Bedeutung hat, und für die ich das gerne nachspreche.

Und für uns beide gilt dann doch die alte westfälische Weisheit: Man kann nicht alles haben. Mal sehen, wie es wird. Es geht nach Hannoversch Münden.

10.00 Uhr

Bislang sind wir trocken durchgekommen und stehen jetzt vor der Radfahrerkirche in Kleivacha. Gerade noch an einem Heu- Radhotel vorbeigekommen ist das hier irgendwie schöner. Nur schade, dass man keine Kerze anzünden kann. Hätte ich heute gerne gemacht. So müssen die stillen Gedanken reichen.

Und auf dem Baum vor der Kirche singt für uns ein Stieglitz.

10.45 Uhr

Der Marktplatz von Bad Soden-Allendorf. Und es ist weiter trocken.

12.30 Uhr

Witzenhausen ist eine einzige Baustelle.

Außerdem wird es wohl gleich regnen. Mal sehen,ob und wo wir uns unterstellen können. Darum nur noch ein Foto von der Radbrücke in Bad Soden-Allendorf.

14.30 Uhr

Wo Werra sich und Weser küssen … Genau da sind wir nun, auf dem einen Bild sind mehr die Flüsse, auf dem anderen mehr die Protagonisten zu sehen. Und den Regen haben wir auch gut überstanden.

17.00 Uhr

Nach einem Rundgang in der Altstadt sitzen wir im Ratsbrauhaus. Über uns spielt das Glockenspiel die Melodie vom Doktor Eisenbarth,der hier überall präsent ist. Er ist hier 1727 verstorben.

Rathaus, Portal und Glockenspiel
Stdtkirche und 2 Kerzen für einen Freund und für die Familie
Mein Konfirmationsspruch als Kirchenfenster
Und natürlich der Weserstein

20.00 Uhr

Zum Abschluss heute noch die letzten Bilder.

Ratsburger und Ratsfetzen,lecker
Die Werra und Hannoversch Münden in der Abendsonne und Dr. Eisenbarth