6. April 2020

Tageslosung

Wenn ich auch noch so viele meiner Gebote aufschreibe, so werden sie doch geachtet wie eine fremde Lehre.

Hosea 8,12

Jesus spricht: Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeuge. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.

Johannes 18,37

Früher, so hieß es, gab es unterschiedliche Regelungen darüber, in welche Richtung sich Türen öffnen sollten, vor allem für den Notfall. Einer der größten Unterschiede sei dabei, dass im Gegensatz zum restlichen Deutschland sich in Bayern die Türen der Kneipen und Gasthäuser nach innen öffnen lassen würden. Wie gesagt, vor allem für den Notfall. Wie ist das mit Kirchentüren?

Wir haben es getan. Wir sind gestern zur Gottesdienstzeit in der Kirche gewesen. Nicht, weil die Nichteinhaltung des dritten Gebots uns eine schlaflose Nacht beschert hätte, womit zugleich eine Verknüpfung zur Tageslosung hergestellt wäre. Sondern wir haben uns aufgemacht, weil uns danach war, in diesen virengeplagten oder auch panischen Zeiten mal eine andere Tür zu öffnen und nicht ständig „dicht“ zu machen. (Siehe oben, auch wenn es sicher kein Notfall war.)

Es hat uns gutgetan, denn die Weite, die sich da öffnet, die Erinnerungen, die wachwerden und der stets präsente Hinweis, dass wir in einen noch ganz anderen Zusammenhang eingebunden sind und bleiben, der größer ist als unser kleines Leben, das ist doch noch etwas ganz anderes als die vermeintliche Sicherheit in der mehr oder weniger totalen Isolation zu Hause.

Denn es wird ja nun tatsächlich verschärft gewohnt. Und manche klammern sich in ihrer Verzweiflung dann schon an Dinge, Gedanken und Begriffe wie:
… „Interior-Welt“, zum Beispiel „Love Pieces für dein Wohlgefühl“. Sessel sind nicht irgendwie cordsamten, sondern „cool und cozy“ und lassen „in den angesagten, warmen Trendfarben Coolness und pure Bequemlichkeit miteinander verschmelzen“, was sich in der ebenfalls angesagten Sozialkontaktsperre wie eine erotische Phantasie liest.
Oder sie denken ernsthaft daran, Greenloops „vollautomatische, hydroponische Salatform für 1.900 Euro zu kaufen.

Das muss nicht sein, es gibt Dinge, die helfen gegen so was und auch ein bisschen bei Isolation. Wie der Artikel aus „Süddeutsche Zeitung“ vom 3. April, aus dem ich das habe, aus dem meine Frau das hat, um genau zu sein, und der uns einige sehr heitere Momente an diesem Wochenende beschert hat.
Wer es nachlesen will oder sollte:
https://www.sueddeutsche.de/medien/wohnmagazin-im-kartoffelnest-1.4867194
Oder in die Suchmaschine eingeben: <Im Moment wird verschärft gewohnt>
Viel Spaß dabei.

Ach ja, in welche Richtung sich die Kirchentür bei uns oder bei euch öffnet, das ist jetzt die Denkaufgabe für den Montag. Wem es nicht einfällt: Bei uns bleiben Kirche und Paul-Gerhardt-Haus (da allerdings nur Ostersonntag) zu den angekündigten Gottesdienstzeiten geöffnet zum stillen Gebet. Dies alles natürlich unter Einhaltung der Vorschriften bezüglich des zu haltenden Abstands.
Ausnahme: Dem lieben Gott darf man nach wie vor ganz nahe kommen. Gott sei Dank.

5. April 2020

Tageslosung

Lobet Gott in den Versammlungen.

Psalm 68,27

Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!

Johannes 12,12-13

„Prepare the way oft he Lord.“ „Bereitet dem Herrn den Weg.“ Wie gern haben wir das damals bei unserer Band Emmaus in der Gemeinde gesungen mit den Bildern aus <Godspell> im Kopf, dem christlichen Musical, das leider nie den Rang von <Jesus Christ Superstar> erreicht hat.

Heute ist Palmarum, Palmsonntag, die Erinnerung an Jesu Einzug nach Jerusalem. Und: Keine Chance das zu erleben oder zu erinnern oder zu feiern. Jerusalem ist – im übertragenen Sinn – abgeriegelt. Alle Zufahrten gesperrt, alle Gottesdienste abgesagt. Oder untersagt. Wobei man sich ja fragen könnte, warum eigentlich. Bei den Besuchszahlen unserer Gottesdienste. Allerdings habe ich gestern von zwei Klagen gegen dieses „Versammlungsgebot“ gelesen. Ich bin gespannt, was daraus wird.

Wir werden gleich in die Kirche fahren, in unsere Kirche. Denn die ist zur üblichen Gottesdienstzeit für stille Gebete geöffnet, und ich habe einigen Leuten versprochen, beim lieben Gott ein gutes Wort für sie einzulegen. Und das kann ich am besten in der Kirche, in der ich über 37 Jahre … . Nein, keine Sentimentalitäten.

Mal sehen, vielleicht füge ich dem hier nachher noch was hinzu. Aber  jetzt schon etwas für alle, die in solchen Zeiten den Humor brauchen, um nicht ganz zu vertrocknen – letzteres aber bitte auch  im übertragenen Sinne.

4. April 2020

Tageslosung

Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist denn ihr Gott? Unser Gott ist im Himmel; er kann schaffen, was er will.

Psalm 115,2.3

Gottes unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken.

Römer 1,20

Endlich Wochenende. Endlich mal raus aus der ganzen Hektik, dem Stress und der Betriebsamkeit. Ein bisschen länger schlafen, gemütlich frühstücken, einen Einkaufsbummel über den Markt und durch die Stadt machen oder in aller Ruhe im Garten arbeiten. Nachmittags sich entspannen, dem Gegner von Bayern München die Daumen drücken, auf Balkon oder Terrasse bei einer guten Tasse Kaffee oder einem guten Glas Wein ein gutes Buch lesen.
Warum greift man bei solchen Dingen eigentlich immer auf das Wort „gut“ zurück? Gibt es so viele schlechte Sachen, was bei Wein sicher stimmt, oder gehört das einfach dazu wie bei „Gute Butter“?

Von wegen Hektik und Stress, wenn man plötzlich Zeit hat, über all so was nachzudenken. Tolle Wurst. Ach ja, Grillen mit der ganzen Familie oder mit Freunden geht auch nicht.
„Cocooning“ heißt das neue Stichwort dazu, so habe ich es gestern gelernt. Der Begriff kommt aus dem Englischen (verpuppen‘, ‚sich einspinnen‘) und bezeichnet den Wunsch, die Haltung oder das Streben, sich aus der Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit in das häusliche Privatleben zurückzuziehen.
Das ist eine aktive Haltung, nur bei uns ist die zur Zeit passiv. Und dass in „Passiv“ der lateinische Wortstamm von „leiden“ oder „Erleiden“ steckt, das wissen wir. Vielleicht war auch das der Grund, dass ich über den gestrigen Beitrag das Datum vom 3. März gesetzt habe. Freudsche Fehlleistung, weil man das Rad zurückdrehen möchte? (Ich bin selbst auf den Fehler gekommen, zum Glück. Ein Selbstzweifel weniger. Er wird auch gleich noch korrigiert.)

So langsam fange ich an, Angela Merkel zu beneiden. Nicht nur wegen ihrer absolut robusten Konstitution, aber die braucht man auch in Pfarrhäusern. Doch die ist fast so alt wie ich, und die darf und kann noch alles und das jetzt auch wieder in aller Öffentlichkeit. Gott sei Dank. Und wenn ich mir dagegen so ein blässliches Jüngelchen mit zu „Kurz“ geratenem Studium bzw. ohne Berufsausbildung anschaue, ja da sind wir doch richtig gut dran.

Ich werde mich heute trotzdem beschäftigen können. Mit der Tageslosung, von der ich vermute, sie will mit erzählen, dass der liebe Gott schon weiß, was er mit uns vorhat und es gut meint. Mit Garten, Musik und, wenn ich Glück oder Pech habe, auch mit dem einen oder anderen technischen Problem im Netz oder am Smartphone. Und ich werde weiter Geduld aufbringen. So wie mir das dieser Tage von einer Freundin zugeschickt wurde.

Nicht müde
werden, sondern
dem Wunder leise
wie einem Vogel
die Hand
hinhalten.

Hilde Domin

3. April 2020

Tageslosung

Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln.

Psalm 89,16

Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Epheser 5,8-9

Lasst uns hoffen, dass es zum ersteren wieder kommt, zumal man ja sehen muss, dass es mit dem Wandeln als Kinder des Lichtes und auch mit Gerechtigkeit und Wahrheit nicht immer so ganz gut bestellt ist.
Und damit meine ich nicht Klopapier. Seit ich heute Morgen gehört habe, dass einer Intensivkrankenschwester – das sind die, die ein Recht auf Betreuung ihrer Kinder haben, bei denen sich fast in Dauerschleife derzeit alle Medien bedanken und die in manchen Stadtteilen mit Beifall bedacht werden, und das zu Recht, wie ich finde – dass dieser Schwester ein KiTa-Platz für ihr Kind verwehrt wurde mit dem Hinweis auf erhöhte Infektionsgefahr, da hat mein Glaube an das Gute im Menschen doch mal wieder eins in die Fr… bekommen.

Pardon, manchmal braucht es für mich eine kräftige Sprache. Aber wie gehen wir mit Schwächen und Fehlern um?

„Pass doch auf, du Dämlack!“
Wenn Sie dieses Wort nicht kennen, es könnte eine Personalisierung von „dämlich“ sein. Und im Netz findet man die Erklärung: „Dämlack – regional: eine ungeschickte oder dumme, meist männliche Person.“

Jetzt weiß ich auch wieder, warum gerade ich das nicht nur einmal von meiner Mutter auf mich bezogen gehört habe. „Pass doch auf, du Dämlack.“ Und manchmal und gerade in diesen Zeiten wünschte ich mir, das wieder zu hören. Kurz und knapp und kräftig. Da weiß man, was man hat und woran man ist.

Aber nein, heute ich die Rede von „Achtsamkeit“ und von „achtsam sein“. Diese butterweiche Empathie, meist noch mit mitleidigem Gesichtsausdruck und leicht weinerlicher Sprache ausgedrückt, ich kann sie nicht mehr hören. Da fühle ich mich zumal auch noch als älterer Mensch behandelt wie ein zurückgebliebenes Kind. So sagte man das jedenfalls früher.

„Pass doch auf, du Dämlack.“ Und es hätte auch gepasst, haargenau, als ich gestern meine letzten Bamberger Hörnchen aus eigenem Anbau aus dem Keller holte. Für Westfalen: Das sind ganz leckere Kartoffeln aus Franken, die ich im kühlen Keller in einem – natürlich vorher geleerten – Weinkarton gelagert hatte. Leider nur hatte der Karton oben einen Schlitz. Hier ist das Ergebnis.


Die Verarbeitung war etwas mühselig, hätte ich Dämlack doch aufgepasst. Aber ich habe dann Bratkartoffeln draus gemacht, und die schmeckten immer noch hervorragend.

2. April 2020

Tageslosung

Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, und noch jetzt verkündige ich deine Wunder.

Psalm 71,17

Simeon nahm das Kind Jesus auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.

Lukas 2,28-30

Sein ganzes Leben lang hatte Simeon auf diesen Moment gewartet, endlich zu erfahren und zu spüren: Gott lässt die Welt nicht im Stich. Er hielt und er hält, was er verspricht.
Ich bin nicht so gut im katholischen Heiligenkalender, aber wenn es schon wieder darum geht, Fristen zu setzen oder zu erfahren, wann das Leben wieder gelockerter oder auch ganz normal weitergehen kann, dann wäre Simeon ein gutes Beispiel. Und mein Favorit bei der Wahl zum Heiligen für Geduld und Beharrlichkeit.

Ich warte ja auch schon – zugegeben, schlechte Überleitung – lange auf eine Antwort auf die Frage, welcher Region wir hier eigentlich angehören. Ostwestfalen oder Paderborner Land sind wir nicht mehr, Sauerland noch nicht. Zum Münsterland gehören wir auch nicht, und jemand aus dem Altkreis Lippstadt stammt ja nicht aus der Soester Börde. Das geht gar nicht.
Dumm ist nur, dass der WDR seinen Regionalsendern im Radio wie im Fernsehen bestimmte Regionen zugeordnet hat. Demnach gehören wir hier zu Siegen. Ganz schön weit weg. Also habe ich mich als alter Bielefelder bei den Regionalnachrichten für OWL entschieden, nicht zuletzt auch wegen Arminia.

Genau aus dieser Region erreicht mich heute morgen per Radio aber ein durch die Krise bedingter Hilferuf: Die lokalen Brauereien haben Absatzprobleme. Keine Schützen- und andere Feste, kein öffentlicher Ausschank, da droht das bereits gebraute Bier in den Kesseln zu verschalen oder zu verderben. Man wolle jetzt verstärkt auf Flaschenbier umsteigen, um auch dem Druck der großen Konzerne standhalten zu können. Man bemerke nebenbei: Nicht nur Adidas versucht Kapital aus der Krise zu schlagen. Noch mal nebenbei: schlagen oder andere erschlagen?

Ein Hilferuf, und da bin ich ja als heimatverbundener Ostwestfale genauso gefragt wie jemand, dessen Herz auch schon immer für die Kleinen im Lande schlug. Was man so einer Krise nicht alles abgewinnen kann. Um so verlockender ist das Ganze auch noch, wenn das für mich positive Folgen hat, quasi eine Win-Win-Situation ist. Jedenfalls entnehme ich das der Anzeige eines örtlichen Weinhändlers von gestern, die eindeutig meine Gesundheit beim Genuss in den Vordergrund stellt.

Gut, dass Weinhandel und Getränkemärkte noch geöffnet haben. Wobei mir einfällt, dass unsere Kartusche für die Sprudelzubereitung zur Neige geht. Das bietet sich bei uns an, wir haben gutes Wasser. Da bin ich doch froh und vor allem und vor allen anderen Getränken dankbar, dass wir uns in dieser Krise wegen Wasser keine Sorgen machen müssen.
Aber mein nächstes Bier, das lasse ich trotzdem nicht verschalen.